Geschichte der Wolgadeutschen

Персоналии

Emanuel Johannes

Mein Elternhaus

(als ich eine Reise machte im Jahre 1975)

Mein liebes altes Elternhaus,
Wie stehst du so verwahrlos aus!
Ich seh wie du traurig weinst,
und du warst so glücklich einst!

Vom Vater sorglich angelegt,
von Mutters fleißiger Hand gepflegt,
hast freulich du bei Tag und Nacht
uns, fünf Kinder, treu bedacht.

Wir wuchsen nicht mit Prunk und Schmaus,
doch waren wir glücklich - zu Haus!
Nur ehrlich sein, und fleißig sein!
Ja ehrlich waren wir sodank.

Und fleißig standen unseren Mann
überal und allerzeit.
Zur Arbeit und zum Kampf bereit,
so lebten wir hier Jahr um Jahr.

Als wir aus dem Tor zogen,
schaute ich mich noch einmal um,
hob einen Stein vom Heimatboden,
presste ihn an meinen Mund.

Traurig gingen wir die Strassen
durch unser Heimatdorf entlang,
wo wir früher sonntags saßen
feierlich beim Glockenklang.

Weit verbannt in Taigawäldern,
hinter Stacheldraht und Zaun,
wenn ich hindurch eingeschlafen,
sah ich dieses Haus im Traum.

Ob reich, ob arm die Ernte war
und niemand dachte mal daran,
das alles anders werden kann.

Mein liebes, altes Elternhaus,
ich seh, du siehst verwarlost aus,
und schaust mich an heut vorwürfsvoll.
Du willst, daß ich dir helfen soll.

Heidenheim 14.06.2005