Geschichte der Wolgadeutschen
UNSERE WIRTSCHAFT
Illustrierte Halbmonatsschrift
1925 № 10

Die 7. Konferenz des Rußl. Leninschen Kommunistischen
Jugendverbandes unserer Republik

Von A. Loos.

Die Konferenz des RLKJV unserer Republik, die unlängst in Pokrowsk tagte, ist von großer Bedeutung für die Jugendbewegung in unserer Republik. Die Konferenz summierte vor allem die Ergebnisse der Arbeit, die von der Gebietsorganisation und im besondern von dem Gebietskomitee in dem Zeitraum von der 6. bis zu der 7. Gebietskonferenz, also im Laufe von fast 10 Monaten, geleistet wurde. Das Charakteristischste unserer Jugendbewegung m der Zeit von der 6. bis zur 7. Konferenz ist ein starkes Anwachsen der Organisation seitens der Arbeiter- und Bauernjugend. Während dieser Zeit ist die Organisation um 100 Proz. angewachsen. Nebst der zahlenmäßigen Hebung hat der Verband auch eine Besserung der Eigenschaften feines Mitgliederbestands zu verzeichnen. Dabei ist hauptsächlich der Bestand der Bauernjugend angewachsen, was ganz natürlich erscheint, wenn man in Erwägung zieht, daß die Organisation ihre Arbeit während der 10 Monate aus dem Dorfe in bedeutendem Maße entfaltete.

Zum 1. Mai 1924 war der Bestand unseres Verbandes folgender: 41,7% Arbeiterjugend, 45,2% Bauernjugend und 13,1% Angestellte u. a., zum 1. April 1925 ist das Prozentverhältnis ein solches 34,27% Arbeiterjugend, 53,2% Bauern und 12,6% Angestellte u. a. Zahlenmäßig wuchs der Verband an wie nachstehende Zusammenstellung zeigt: zum 1. Mai 1924 zählte er 1940 Mitglieder und 190 Kandidaten; zum 1. April 1925 4479 Mitglieder  und 574 Kandidaten. Besonders hervorzuheben ist der verstärkte Eintritt der deutschen Jugend in den Verband. Zum 1. Mai 1924 betrug der Prozentsatz der deutschen Jugend 28,8% der gesamten Mitgliederzahl des Verbandes, und zum 1. April 1925 hatten wir schon 35%. Trotz dieses verstärkten Eintritts der deutschen Jugend in den Jugend verband steht es außer Zweifel, daß die Arbeit unter der deutschen Bauernjugend immer noch mehr ausgebreitet und vertieft werden muß. Unser Bestreben muß dahin gehen, die Zahl der Mitglieder der deutschen Arbeiter- und Bauernjugend  bis zu 55% und noch mehr zu erhöhen. Um der Arbeit unter der deutschen Jugend mehr Vorschub zu leisten, wurde von der Konferenz für nötig anerkannt, die „Rote Jugend“, die einzige deutsche Jugendzeitschrift unserer Republik, möglichst zu verbreiten und das Gebietskomitee zu ersuchen, diese einzige deutsche Zeitschrift allseitig zu unterstützen, damit sie anstatt einmal monatlich, allwöchentlich erscheinen könne. Dieses Vorhaben ist umsomehr zu begrüßen und zu unterstützen, als wir gegenwärtig noch sehr arm sind an anderer spezieller deutscher Literatur für unsere deutsche Jugend.

Des weiteren wurde unterstrichen, daß die proletarische Leitung des Jugendverbandes verstärkt werden muß, und zwar in der Richtung, daß die besten Jugendgenossen in die RKP (B) hereingezogen werden und der Einfluß der Partei überhaupt verstärkt wird.

Vorläufig geht diese Arbeit noch sehr langsam vorwärts. Zum 1. Mai 1925 zählte der Verband 5,7% Mitglieder und Kandidaten der RKP (B). Dieser Prozentsatz ist selbstverständlich niedrig. Der Arbeit im Dorf, die als besondere Frage auf der Tagesordnung stand, wurde von der Konferenz große Aufmerksamkeit geschenkt.

Das neugewählte Büro des Gebietskomitees des R.L.K.J.-V. unserer Republik.
Von links nach rechts (sitzend): P. Wolodin, V. Schönfeld, A. Loos, M. Burmistenko;
(stehend) A. Müller, K. Beljajew und I. Romanow.


Die Zahl der Zellenorganisationen in den Dörfern beläuft sich gegenwärtig etwa auf 170 mit 2470 Mitgliedern. Da die Zellenorganisationen des Jugendverbandes in den Dörfern berufen sind, den Einfluß der Partei auf die breiten Bauernmassen zu fördern, den Räte Aufbau im Dorfe und die Arbeit der Dorfräte zu beleben, den wirtschaftlichen Aufbau des Dorfes zu unterstützen und in engster Zusammenarbeit mit den Aufklärungsarbeitern des Dorfes, den Lehrern, Agronomen usw., den kulturellen Aufschwung des Dorfes herbeiführen zu helfen, so wurde ihnen von der Konferenz zur Pflicht gemacht, auf diese Ausgaben in erster Reihe ihr Augenmerk zu richten. Selbstverständlich müssen die Zellenorganisationen in der Stadt den Dorfzellen in dieser schweren und vielseitigen Arbeit zu Hilfe kommen durch Übernahme der Patenschaft und Versorgung der Dorfzellen mit der nötigen Literatur, woran es den Arbeitern im Dorfe in vielen Fällen so sehr mangelt. Auch die Arbeit der Vorbereitung von Dorfsekretären u. a. Kulturarbeitern für das Dorf muß eine der Hauptaufgaben der Dorfzellen werden, zu der die Arbeiter- und Bauernjugend des Dorfes im breitesten Maß stabe herangezogen werden muß.

Ferner darf noch eine Arbeit nicht außer acht gelassen werden: die Arbeit auf dem Gebiet der kommunistischen Kinderbewegung. Die Arbeit die hauptsächlich erst seit der 6. Konferenz geführt wird, hat schon sehr große Erfolge zu verzeichnen, und nicht allein in den Städten, sondern auch in vielen Dörfern. Wir haben gegenwärtig in den Dörfern etwa 80 Pioniergruppen mit nahezu 4000 Mitgliedern. Auch in Bezug auf die Leitung dieser Arbeit wurde von der Konferenz eine ganze Reihe sachlicher Anweisungen ausgearbeitet.

Zum Schluß der Konferenz wurde noch ein neues Gebietskomitee gewählt, das aus 25 Mitgliedern mit 9 Kandidaten besteht. Dem Gebietskomitee wurde die Durchführung aller von der Konferenz gefaßten Beschlüsse aufgetragen. Wir hoffen, daß das neue Gebietskomitee des Jugendverbandes unter der tatkräftigen Unterstützung der Kommunistischen Partei seinen, ihm von der 7. Gebietskonferenz gestellten Aufgaben gerecht werden wird.


Unsere Wirtschaft, 1925, Nr. 10, S. 295-297.