1. Bevölkerung.
Bevölkerung.
Während in der Zeit vor dein imperialistischen Krieg die Bevölkerung unserer Republik in demselben Maße anwuchs wie im übrigen Rußland, sehen wir in den Kriegsjahren 1914 bis 1920 ein anderes Bild. Während im ganzen Rätebund die Bevölkerung infolge der gewaltigen Anzahl von Kriegsopfern beträchtlich zurückgeht, sehen wir in unserer Republik ein Anwachsen fast um 3 Prozent. Das erklärt sich daraus, daß in den Städten und Industriegebieten bereits Mangel an Lebensmitteln herrschte und deswegen eine Abwanderung auf das Dorr und darunter auch in unsere Republik erfolgte. Dagegen sehen wir einen sehr starken Rückgang der Bevölkerung in den Jahren 1920—1926. Dieser Rückgang ist heute noch lange nicht eingebracht, obwohl seit 1922 bereits wieder ein ständiges Anwachsen zu verzeichnen ist. Dieser Rückgang erfolgte natürlich zur Zeit des Hungers, wo die Sterblichkeit außerordentlich groß war, außerdem die Geburten weniger wurden und die Auswanderung zunahm. Während im Sowjetbund im ganzen heute um 7 Proz. mehr Menschen leben als vor dem Krieg, bleibt die Bevölkerung unserer Wolgadeutschen Republik noch um etwa 12 Proz. hinter der Borkriegsbevölkerung zurück.
Die nationale Zusammensetzung der Bevölkerung.
Den Wolgadeutschen hat die Sowjetmacht ihre nationale Freiheit gegeben. Die Mehrheit unseres kleinen Staates — zwei Drittel der Einwohner — sind Deutsche, welche ihre Wirtschaft und Kultur im Rahmen des Rätebundes selbständig aufbauen können. Dabei müssen wir allen Fleiß daran wenden, damit die Russen und Ukrainer, die bei uns leben, ebenfalls alle Freiheit genießen, ihrer nationalen Eigenart gemäß zu arbeiten und sich zu entwickeln. In keinem kapitalistischen Staat herrscht nationale Freiheit und nationaler Friede wie im Rätebund.
Die Schreibkundigkeit der Bevölkerung.
Die Liquidierung des Analphabetentums har sich die Sowjetmacht zum Ziel gesteckt, und große Erfolge sind zu verzeichnen, wenn es auch nicht gelang, bis zum 10. Jahrestag der Oktoberrevolution das Analphabetentum voll zu liquidieren. Wenn der Prozentsatz Schreibkundiger bei den Deutschen größer ist, so kommt das daher, daß die Deutschen die Mädchen seit jeher in die Schule schickten, während die russischen Bauern dies nicht für so nötig hielten. Noch jetzt stellen die Mädchen unter den deutschen schulbesuchenden Kindern 48 Proz., unter den Russen nur 40 Proz. dar.
Die Saatfläche.
Die Hungerjahre haben die Aussaatfläche unserer Republik fast auf die Hälfte der Aussaatfläche von 1916 zurückgebracht. Bon 1922 an beginnt sie sich wieder zu vergrößern und erreicht 1926 schon 92 Proz. der Aussaat von 1916. Auch die verhältnismäßige Mißernte von 1924 hatte keine Einschränkung der Aussaatfläche zur Folge, ein Zeichen dafür, wie gesund das Wachsen der Wirtschaft ist, das in den letzten Jahren vor sich geht. In einigen Jahren werden wir den Vorkriegsstand erreicht haben.
Der Gesamternteertrag
Der Gesamternteertrag hängt natürlich einerseits von der Aussaatfläche, anderseits von der Ernte auf die Deßjatine ab, über die an anderer Stelle gesprochen wird. Deswegen ist z. B. der Gesamternteertrag 1926 größer als 1916 trotz der kleineren Aussaatfläche in dem ersteren Jahr. Dagegen 1925, wo ungefähr so eine Ernte war wie 1916, ist der Gesamternteertrag infolge geringerer Aussaatfläche ebenfalls geringer. 1923 und 1924 haben wir sehr schlechte Ernten und daher einen sehr niedrigen Gesamternteertrag. Für die Zukunft ist infolge. Vergrößerung der Aussaatfläche einerseits, besserer Bearbeitung und besseren Samens anderseits eine starke Vergrößerung auch des Gesamternteertrages zu erwarten.