Geschichte der Wolgadeutschen

DOMINIK HOLLMANN

ES KÄMPFT EIN VOLK FÜR SEINE MENSCHENRECHTE

BRIEFE UND TAGEBUCHAUFZEICHNUNGEN ÜBER DIE RECHTLOSE LAGE
DER RUSSLANDDEUTSCHEN IN DER UDSSR IN DEN JAHREN 1957-1990


Hollmann, D.: Es kämpft ein Volk für seine Menschenrechte. Briefe und Tagebuchaufzeichnungen über die rechtlose Lage der Russlanddeutschen in der UdSSR in den Jahren 1957-1990 / Hrsg. von Rudolf Bender. – Berlin: Lit Verlag Dr. W. Hopf, 2022. – 375 S. – Geschichte, Kultur und Lebensweisen der Russlanddeutschen / Hrsg. von Dr. Viktor Krieger (BKDR), Bd. 3.

ISBN 978-3-643-15216-9 (br.)

ISBN 978-3-643-35216-3 (PDF)

Die in diesem Band gesammelten Briefe und Tagebuchnotizen des Altmeisters der russlanddeutschen Literatur Dominik Hollmann spiegeln das tragische Schicksal der deutschen Minderheit in der einstigen UdSSR umfassend wider.



Vorwort

Mir als Herausgeber dieser Reihe bereitet es eine große Freude, das Werk von Dominik Hollmann als Band 3 in die wissenschaftliche Reihe Geschichte, Kultur und Lebensweisen der Russlanddeutschen aufzunehmen.

Der Schriftsteller, Publizist und Hochschullehrer Dominik Hollmann (1899-1990) ging alle Höhen und Tiefen des Schicksalsweges der Wolga- und im breiten Sinne der Russlanddeutschen im 20. Jahrhundert durch: Erster Weltkrieg, die bolschewistische Machtergreifung, Hungersnöte, Zwangskollektivierung, Großen Terror der Jahre 1937/38. Es gab aber auch Lichtblicke: Gründung der Autonomen Wolgadeutschen Republik, Förderung der Nationalkader, Deutsch als Amts-, Presse- und Unterrichtssprache. Dadurch eröffneten sich für den Sohn einer armen alleinstehenden Waschfrau neue, ungeahnte Möglichkeiten: das Studium an der Deutschen Pädagogischen Hochschule (Pädinstitut), literarische und kulturelle Aktivitäten, Tätigkeit als Hochschullehrer und später als Dekan der Fakultät für deutsche Sprache und Literatur am Pädinstitut in Engels, der Hauptstadt der Autonomen Wolgadeutschen Republik.

Seit Ende August 1941 aber traf die abrupte Kehrtwende ein: Deportation nach Sibirien, in die Region Krasnojarsk, Aushebung zur Zwangsarbeit in einem Holzfällerlager, wo er beinahe den Tod gefunden hatte, dann Sondersiedler mit beschnittenen Rechten bis 1955. Danach wurde es erträglicher: Schullehrer, dann Hochschullehrer für Deutsch am Technologischen Institut in Krasnojarsk, schriftstellerische Tätigkeit und Publikationen in den deutschsprachigen Zeitungen und Sammelbänden und sogar die Auszeichnung mit dem Orden „Völkerfreundschaft“. Schließlich durfte er als Rentner in den 1970ern in seine Heimatstadt Kamyschin an der Wolga zurückkehren.

Die vorliegende zeithistorische Dokumentation zeigt den Schriftsteller aus einer ganz anderen Perspektive: als einen leidenschaftlichen Verteidiger der Menschen- und Bürgerrechte der deutschen Minderheit in der UdSSR. Dominik Hollmann war tief von seiner Wolgaheimat geprägt. Zeit seines Lebens trieb ihn die herabwürdigende Lage seiner Landsleute um. Es ist schon bemerkenswert, wie konsequent und hartnäckig er seit Ende der 1940er Jahren bis zu seinem Tod die Ungerechtigkeit ihnen gegenüber anprangerte und ihre vollständige Rehabilitierung forderte.

Hollmann war kein Dissidenten oder Systemgegner, doch mit seiner Argumentation, die sich auf die propagierten Grundsätze der marxistisch-leninistischen Ideologie stützte, stellte er die praktizierende Politik des Sowjetstaates gegenüber der deutschen Minderheit bloß: „Ich stelle mich nicht in Opposition zu Partei und Regierung, aber mit allen gesetzlichen Mitteln höre ich nicht auf, für unsere Sache zu kämpfen“.

Den Verdienst, dass der literarische und publizistische Nachlass des Schriftstellers aufbewahrt worden ist, gebührt seiner Tochter Ida Bender (1922-2012) und dem Enkel Rudolf Bender (1957), denen hier dafür besonderer Dank ausgesprochen wird.

Der Reihenherausgeber,
im Juli 2021