Geschichte der Wolgadeutschen
UNSERE WIRTSCHAFT
Illustrierte Halbmonatsschrift
1923 № 19-20

Gebietsverband der landwirtschaftlichen Kooperativen
der Wolgadeutschen

(Союз сельско-хоз. кооперативов Области Немцев Поволжья.)
Von A. Henning.

1. Die Organisation des Verbandes.

Die Notwendigkeit der Organisation eines Gebietszentrums der landwirtschaftlichen Kooperativen fühlten nach der Herausgabe des Grundgesetzes über die landwirtschaftliche Kooperation viele, besonders die landwirtschaftlichen Kooperativen des Gebiets, deren es zu dem Moment der Einberufung des Gründungskongresses etwa 30 gab. Auf dem Gründungskongreß des Verbandes, der vom 9.‒11. März 1922 tagte und an dem 19 landwirtschaftliche Kooperativen teilnahmen, die 1003 Wirtschaften vertraten, wurde unter anderem konstatiert, daß bei den überaus schweren Bedingungen, die die Landwirtschaft des Gebiets durchlebt, namentlich nach dem Hungerjahr 1921, die Kooperation ein sehr wichtiges Mittel zur Wiederherstellung der zerrütteten Bauernwirtschaft ist. Deswegen erachtete es der Kongreß für notwendig, zur Vereinigung der Tätigkeit der primären Kooperativzellen, die unter außerordentlich schweren Bedingungen entstanden, einen Gebietsverband der landwirtschaftlichen Kooperation zu schaffen, der die zersplitterten Kräfte der landwirtschaftlichen Kooperativen vereinige und befestige und somit zur Wiederherstellung der Landwirtschaft des Gebiets fein Möglichstes beitrage.

Auf Vorschlag des Organisationsbüros wurde beschlossen, daß der Verband alle Gattungen der landwirtschaftlichen Kooperation bedienen solle. Der Erfolg der letzteren könne nur gesichert werden durch die weiteste Heranziehung der breiten Masse der Bauernschaft. Auf dem Kongreß wurde der Plan der Tätigkeit der 1. Verwaltung des Verbandes bestätigt. Nach diesem Plan sollte die Tätigkeit der Verwaltung in der ersten Zeit auf die Befriedigung der brennendsten Bedürfnisse der Mitglieder gerichtet werden, wie z. B. auf die Beschaffung von Pferden, da allzu großer Mangel an solchen bei den Mitgliedern herrschte. Auch andere Organisations- und Produktionsaufgaben, wie die Organisation von Absatzoperationen, die Anbahnung einer Verarbeitung von Produkten und die Schlichtung verschiedener finanzieller Fragen fanden ihre Erledigung. Es wurde folgende Struktur des Gebietsverbandes angenommen: 1. eine allgemeine Abteilung mit einer Budget-, Finanz- und einer Abrechnungs-Kassenabteilung, 2. eine Organisations-Instruktions- und Produktions-technische Abteilung, 3. eine Ankaufs- und Absatzabteilung (Handelsabteilung); ferner wurde eine Verwaltung, bestehend aus einem Vorsitzenden und 3 Mitgliedern, gewählt. Der Verwaltung wurde aufgetragen, im Falle der Notwendigkeit Kontore in Saratow und Seelmann zu eröffnen und als Mitglied in den Allrussischen Verband der landwirtschaftlichen Kooperation einzutreten, in dem zum 1. Februar 1922 schon 62 Verbände standen.

Die Arbeit der Verwaltung ging in außerordentlich schweren Bedingungen vor sich und bestand in der ersten Zeit darin, Mittel von auswärts heranzuziehen, da man nicht darauf rechnen konnte, einen starken Zufluß von Geldmitteln seitens der primären Kooperativen zu erhalten, weil sie der eben erst durchlebte Hunger allzu sehr geschwächt hatte. Interessant sind daher in dieser Beziehung die ersten Bilanzen des Verbands. Nach der Bilanz auf den 1. April 1922 bildete das Grund- und Anteilkapital des Verbandes zusammen etwa 2 1/3 Proz. der Bilanz, auf den 1. Mai nur 0,6 Proz., auf den 1. Juni 0,7 Proz. usw., d. h. der Verband mußte fast ausschließlich mit fremden Kapitalien operieren; dabei verriet das Prozentverhältnis der eigenen Kapitalien in Anbetracht der Entwicklung des Geschäfts die Tendenz zur Verringerung. Von den Organisationen und Anstalten, die in dieser schweren Zeit den Verband unterstützten, sind hervorzuheben: die Kommission der Hilfe für die Hungernden, die Staatsbank und die Gebiets-Landverwaltung.

2. Die Arbeit des Verbandes bis zur Abrundung des Gebiets.

Ungeachtet der außerordentlich schweren Finanzlage, in der sich der Verband befand, verbreitete er seine Tätigkeit dennoch rasch. Für die Mittel, die er von der Staatsbank erhielt, und für die Avancen von den landwirtschaftlichen Kooperativen kaufte er an 12.000 Pud Kartoffeln, an denen damals ganz besonders große Not war. Für die Mittel, die er zu verschiedener Zeit von der Kommission der Hilfe für die Hungernden erhielt, wurden zwei Expeditionen zur Beschaffung von Pferden organisiert, von denen bis zum Monat August über 350 Stück angekauft wurden. Um diese Zeit erhielt der Verband auch an 60 Milliarden antikabalistischen Kredits, die unter sehr günstigen Bedingungen der Bevölkerung, hauptsächlich den Mitgliedern landwirtschaftlicher Kooperativen, verteilt wurden. Aus dem geschlossenen landwirtschaftlichen Lager wurden Gemüsesämereien, Mittel zum Kamps mit den Schädlingen und andere Gegenstände der Bauernwirtschaft unter günstigen Bedingungen abgelassen. Infolge der Erweiterung des Netzes der landwirtschaftlichen Kooperativen, der Mitglieder des Verbands, war es notwendig, in Saratow ein Kontor des Verbandes zu eröffnen. Ein fernerer Grund dazu war auch die ungünstige Lage Marxstadts für das Verbandszentrum.

Die Zahl der Mitglieder des Verbands war zum 1. Juli 1922:

Landwirtschaftliche Genossenschaften 46 mit 3150 physischen Teilhabern (Wirtschaften); landwirtschaftliche Kommunen und Artelle 5 mit 56 Teilhabern (Wirtschaften); zusammen 51 Kooperativen mit 3206 physischen Teilhabern.

3. Die Arbeit des Verbandes nach der Abrundung des Gebiets.

Die Übersiedlung aller Gebietsanstalten im Juli 1922 nach der Stadt Pokrowsk veranlaßte auch die Verwaltung des Verbandes, ihren Aufenthaltsort dahin zu verlegen. Dazumal bestanden in Pokrowsk noch zwei Verbände, die gleiche Ziele mit dem Verband der landwirtschaftlichen Kooperativen der Wolgadeutschen verfolgten: der Pokrowsker Bezirksverband und der Verband diesseits der Wolga. Der erstere von diesen beiden vereinigte in sich 54 Kollektivwirtschaften (Artelle und Produktionsgenossenschaften), die im ganzen 338 Wirtschaften umfaßten. Der letztere stellte eine Vereinigung von 32 Kooperativen dar, hauptsächlich von landwirtschaftlichen Genossenschaften, von denen sich 23 in den Grenzen des Gebiets und 9 außerhalb der Grenzen des Gebiets, im Dergatschewer und Nowousensker Bezirk des Saratower Gouvernements, befanden. Die Zahl der physischen Teilhaber in diesem Verband war 2896. Das Bestehen einiger kooperativen Organisationen mit gleichen Zielen aus einem und demselben Territorium erkannte die Verwaltung als unerwünscht und durchaus unzweckmäßig an, da bei einer solchen Sachlage Gegensätze in der kooperativen Arbeit entstehen können und die Mittel der landwirtschaftlichen Kooperation unproduktiv verwendet werden. Die Verwaltung richtete also ihre Wirksamkeit auf die Verschmelzung ihres Verbandes mit den beiden genannten gleichen Organisationen.

Um diese Zeit begann der Verband auch seine Produktionstätigkeit, indem er zuerst der Orlowskoer und dann der Boaroer landwirtschaftlichen Genossenschaft Unterstützung gewährte, Mühlen in Pacht zu nehmen, ebenso der Brunnentaler, Stepnowsker und Katharinentaler landwirtschaftlichen Kooperative zur Einrichtung von Ölmühlen. In die Brunnentaler und Stepnowsker Ölmühle trat der Verband als Teilhaber ein. Die Kredite, die von der Staatsbank in dieser Zeit erhalten wurden, erlaubten, die Operationen zum Ankauf von Pferden fortzusetzen und zu erweitern. Es trat ferner die Notwendigkeit zu Tage, zur Organisation des Absatzes von Heu, Pflanzenöl, Erzeugnissen der Heimarbeit usw., sowie auch zur Einrichtung eines geschlossenen Handelslagers und zur Beschaffung von Samenmaterial (Hirse) zu schreiten. Zum Moment der Einberufung des 1. Kongresses der Bevollmächtigten standen im Verband 60 landwirtschaftliche Kooperativen, die 3.602 Wirtschaften vereinigten. Die Zahl der kooperierten Wirtschaften, die durch die primären Kooperativen dem Verband beigetreten waren, hatte sich mithin im Laufe von 8 Monaten fast um 320% vergrößert, was im Verhältnis zu allen Wirtschaften des alten Gebiets mit 61374 Wirtschaften ungefähr 6% ausmachte. Das quantitative Anwachsen der Mitgliederzahl der Verbandes entsprach dem Anwachsen der Mitgliederzahl der primären Koop, an OH und Stelle. Wenn der mittlere Bestand der primären Kooperativen zum 1. März 53 Wirtschaften umfaßte, so setzte er sich im November durchschnittlich schon aus 58 Wirtschaften zusammen, wobei die älteren Kooperativen, die dem Verband im Monat März beitraten, schon an 100 Wirtschaften umfaßten. Als die am meisten verbreitetste und annehmbarste Form stellte sich die universale landwirtschaftliche kooperative Genossenschaft heraus. Die Saatfläche der Mitglieder der Kooperativen erreichte ungefähr 7000 Dessj.; auf eine Wirtschaft kamen im Durchschnitt 4 ½ Dessj. Aussaat und 0,8 Pferde.

Auf dem 1. Kongreß wurde der Verwaltung beantragt, sich in ihrer Arbeit folgende Grundbestimmungen zur Richtschnur zu nehmen:

1. Auf dem Gebiete der Ausbauung des Verbandes: a) die fernere Befestigung der Verbindung zwischen dem Verband und seinen Mitgliedern, b) die Entwicklung des Kooperativnetzes mit der unbedingten Hebung des qualitativen Niveaus der kooperativen Organisationen, c) die Verbreitung kooperativer Ideen und landwirtschaftlicher Kenntnisse in Verbindung dieser Arbeit mit der Erweiterung und Verstärkung des Kooperativnetzes des Gebiets.

2. Aus dem Gebiet der Versorgung: den Absatz und die Verarbeitung von Produkten, die Versorgung besonders mit Arbeitsvieh, mit verbessertem Saatgut, die Anbahnung des Absatzes von Getreide, Pflanzenöl, Tabak usw., die Unterstützung und Entwicklung der Bestrebungen zur Organisation der technischen Verarbeitung usw. Der Kongreß stellte fest, daß ein paralleles Bestehen einiger Verbandsorganisationen auf einem Territorium zu Zersplitterung der Kräfte führt und eine ungesunde Atmosphäre schafft, weshalb er für nötig erachtet, ein einziges Zentrum zu bilden, das alle Bestrebungen der landwirtschaftlichen Kooperation im Gebiet vereinige, und daß dieses Zentrum der Verband der landwirtschaftlichen Kooperativen des Gebiets der Wolgadeutschen sein müsse. Im besonderen schlossen sich der Resolution des Kongresses die Bevollmächtigten des Pokrowsker Bezirksverbandes an, der zu dieser Zeit zu der Frage der Verschmelzung der Verbände einberufen worden war. Die Verwaltung des Verbandes der landwirtschaftlichen Kooperativen der Wolgadeutschen wurde beauftragt, der Verwaltung des Pokrowsker Bezirksverbandes behilflich zu sein, in kürzester Frist alle Hindernisse zu beseitigen, die der Verschmelzung beider Verbände im Wege standen. Auf diesem Kongreß wurde auch eine neue Verwaltung gewählt, bestehend aus einem Vorsitzenden, dessen Gehilfen und 3 Mitgliedern. Die Verwaltung führte auch eine baldige Verschmelzung des Wolgadeutschen Verbandes und des Pokrowsker Bezirksverbandes herbei, wobei alle Mitglieder des letzteren mechanisch in jenen Verband eintraten mit allen sich daraus ergebenden Folgen. Die Verwaltung des Pokrowsker Bezirksverbandes wurde liquidiert, indem ihr zugestanden wurde, einen Vertreter mit den Rechten eines Mitglieds der Verwaltung des Wolgadeutschen Verbandes auf den Kongreß der Bevollmächtigten Hu delegieren. Der Kongreß der Bevollmächtigten des Bezirksverbandes genehmigte den Plan der Tätigkeit des Wolgadeutschen Verbandes und andere allgemeine Bestimmungen, die von dem Kongreß der Bevollmächtigten und der Verwaltung des Wolgadeutschen Verbandes festgesetzt wurden. Die Verschmelzung fand mithin statt im Beisein der Revisionskommission des Wolgadeutschen Verbandes.

Komplizierter war die Klärung der Formen der Verschmelzung des Wolgadeutschen Verbandes mit dem Verbände diesseits der Wolga. Es mußten außerordentliche Kongresse der Bevollmächtigten beider Verbände einberufen werden, um die betreffenden Fragen zu regeln. In Anbetracht dessen, daß die Verwaltung des Wolgadeutschen Verbandes auf diesem Kongreß, der vom 19.‒20. März 1923 tagte, umgewählt werden mußte, wurde ein umständlicher Bericht über den Zustand des Verbandes und die Resultate des ersten Jahres seines Bestehens gemacht. Diesem Bericht zufolge standen im Verbände 133 landwirtschaftliche Kooperativen, die 4437 Bauernwirtschaften vereinigten. Die Finanzlage wurde dadurch charakterisiert, daß fast alle Mittel dem Verbände aus der Staatsbank und dem Komitee der Hilfe für die Hungernden zuflossen und die eigenen Mittel nur 1/3% bildeten. Von den empfangenen Krediten unterlagen 3 Prozent der Deckung durch Getreide und 97 Prozent der Deckung durch Geldzeichen in Goldwährung. 78 Prozent aller erhaltenen Mittel wurden zum Ankauf von Arbeitsvieh und nur 22 Prozent zu anderen Operationen verwendet, hauptsächlich zur Versorgung der Bauern mit Gegenständen ihres Bedarfs. Die Absatzoperationen drückten sich aus im Absatz von 30 Tausend Pud Getreide, 10 Tausend Pud Heu, 8 Tausend Pud Hafer u. a., sowie auch im Absatz von Erzeugnissen aus Stroh und Weiden, und zwar für eine Summe von etwa 25 Tausend Rubel in Geldzeichen des Jahres 1923, ferner in der Beschaffung und dem Verkauf von über 500 Häuten für eine Summe von etwa 18 Tausend Rubel. Arbeitsvieh wurde beschafft und verteilt 718 Stück. Mit Hilfe des Verbandes wurden drei Ölmühlen eingerichtet; in zwei davon erscheint der Verband als Teilhaber und zwar auf eine Summe von über 100 Tausend Rubel (1923). Der Verband arbeitet auch an der Verbesserung und Entwicklung der Viehzucht: er kaufte 12 ausländische Ferkel der Yorkshirer Rasse, 7 Zuchtochsen zur Verteilung oder zum Verkauf unter günstigen Bedingungen an primäre Kooperativen und anderes mehr. Etwa 1000 Pud Selektionssamen Weizen und Hirse wurden beschafft; es liegt ein Antrag der Gebiets-Land Verwaltung vor zur Beschaffung von Grassamen, Luzerne u. a. unter günstigen Bedingungen. Nachdem der zweite Kongreß der Bevollmächtigten den Bericht angehört hatte, erkannte er die geleistete Arbeit als ganz befriedigend an.

In betreff der Frage der Verschmelzung des Wolgaverbandes aber beschlossen 66 Prozent der primären Bereinigungen, die sich im Wolgagebiet befinden, einen einheitlichen Gebietsverband der landwirtschaftlichen Kredit- und Heimindustrie- Kooperativen zu bilden. Gemäß dem gleichen Beschlusse des Kongresses der Bevollmächtigten des Wolgaverbandes vom 20. März 1923 tagte der vereinigte Kongreß der Bevollmächtigten beider Verbände, der auch die Verschmelzung sanktionierte und die neuen Statuten des Wolgadeutschen Verbandes annahm, nach denen dem Verband als Mitglieder auch die kooperativen Genossenschaften beitreten können, die nach der Verschmelzung außerhalb des Gebiets verblieben. Auf diesem Kongreß wurde bestimmt, als Anteilbeitrag 50 Kop. in Gold von jedem physischen Teilhaber zu erheben und als Eintrittszahlung 5 Rubel in Gold von jeder Genossenschaft. Die Verantwortlichkeit für die Geschäfte des Verbandes übernimmt jede Kooperative zu der festgesetzten 20-fachen Summe der eingetragenen Anteilbeiträge. Der landwirtschaftlichen Kreditkooperation schenkte, der Kongreß keine gebührende Aufmerksamkeit, wobei als die einzig zweckmäßige Form der Kreditierung der Landwirtschaft die Kreditierung durch die universale landwirtschaftliche Kooperativgenossenschaft mit Kreditfunktionen erachtet wurde. Schließlich wurde noch der Eintritt des Verbandes als Mitglied in die Staatsbank und Allr. Koop. Bank sanktioniert und eine neue Verwaltung gewählt, bestehend aus einem Vorsitzenden, dessen Gehilfen und noch fünf Mitgliedern, denen die folgenden Abteilungen zu verwalten übergeben wurden: Die Abteilung für Versorgung, die Abteilung für landwirtschaftliche Produktion, die Abteilung für Absatz und die Organisations-Jnstruktorenabteilung; auch ein neues Mitglied der Verwaltung der Unteren Wolga-Gesellschaft wurde an Stelle des von seinem Posten zurückgetretenen bestimmt.

Zum Tage des 5-jährigen Jubiläums des Bestehens der Arbeitskommune der Wolgadeutschen ist der Wolgadeutsche Verband landwirtsch. Kooperativen zu einer Vereinigung von 175 Kooperativen angewachsen, die über 7000 kooperierte Wirtschaften darstellen. Der Verband hat ein großes landwirtschaftliches Lager, zwei Kontore: in Marxstadt und Krasny-Kut, einen Umladungspunkt in Saratow, ist Teilhaber von zwei Ölmühlen (in Brunnental und Stepnoje), hat eine große Dampfmühle gepachtet, die täglich über 1500 Pud Getreide verarbeitet, ein Instruktorenpersonal, bestehend aus 5 erfahrenen Fachleuten, und 60 anderen Angestellten ohne die Arbeiter. Die Kapitalien des Verbandes bilden in der Gegenwart über 2 Proz. der Bilanz des Verbandes; die Profite bilden an 20 Proz. der Bilanz.

Was die primären Kooperativen des Gebiets anbelangt, so lassen sich in deren Entwicklung drei Phasen feststellen: 1. das Auftauchen der kooperativen Organisationen als Folge der Bestrebungen der Bauernschaft, einen Ausweg aus der schweren Lage zu finden, die der Hunger geschaffen hat, 2. die Organisierung des Verbandes zur Befestigung der Kooperativen mittels praktischer geschäftlicher Wechselbeziehungen und durch materielle Unterstützung, durch die sich das Kooperativnetz progressiv erweitert, und 3. das Hervortreten bestimmter Formen der landwirtschaftlichen Kooperativen und die Erweiterung ihrer Tätigkeitssphäre bis zu Kreditierungsfunktionen. Die landwirtschaftlichen Genossenschaften mit Kreditierungsfunktionen wachsen immer mehr an, und wir dürfen annehmen, daß in den nächsten Jahren alle bestehenden Kooperativen eine Widerstandsfähige Form annehmen werden.


Unsere Wirtschaft, 1923, Nr. 19-20, S. 594-597.