Geschichte der Wolgadeutschen

HANS HARDER

DAS DORF AN DER WOLGA


Harder, H.: Das Dorf an der Wolga. / Mit 6 Abbildungen im Text von Alexander Harder. Deutsche Lesebogen Nr. 242. – Bielefeld und Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1939. Gedruckt 1941 von Velhagen & Klasing in Bielefeld. – 64 S.


Einleitung

Unter den Dichtern, die unsere Zeitwende heraufführen halfen, sehen wir mit Stolz an hervorragender Stelle Ausländsdeutsche, von jeher hatte ihre Dichtung Töne, die uns zu Herzen gehen mußten; denn aus ihrer starken nationalen Bindung, aus ihrer harten Kampfstellung hat sie das Recht des völkischen Erbes, das zugleich ein Recht der Muttersprache war, selbst mit Not und Tod zu verteidigen gewußt.

Aus der kämpferischen Einstellung des Außendeutschtums hat auch Hans Harder seine stärksten dichterischen Antriebe geschöpft. In seinem Roman „Das Dorf an der Wolga“ (Steinkopf-Verlag, Stuttgart) erzählt er den Entwicklungsgang eines Wolgadeutschen Zungen.

Peter Born wird in dem deutschen Dorf Hoffnungstal geboren, als es noch fest und gesichert für alle Zeiten dazustehen scheint. Nur wie von einer Sage hört er noch von der abenteuerlichen Zeit, da die Vorfahren von der Nogat Mitte des 19. Jahrhunderts (1861) an die Wolga zogen. Peter Born bleibt nicht in dieser dörflichen Welt. Der Vater schickt ihn in die Stadt auf eine höhere Schule. Hier im Zusammenleben mit den russischen Kameraden, im Ringen mit den fremden Einflüssen, die ihn bestürmen, kommt ihm das Besondere seines Lebens zum Bewußtsein, daß er ein Deutscher ist im fremden Land. Die volle Tragik dieses Schicksals aber erlebt er mit dem Kriegsausbruch, durch den er — der russische Staatsbürger — gezwungen wird, gegen das eigene Volk zu stehen.

Peter Born überlebt den Krieg, aber er übersteht nicht das, was nach diesem Kriege kam: die Revolution, die bolschewistische Zwangswirtschaft, die das in freier Entwicklung gewachsene Dorf vernichtet. Peter Born kehrt ins Reich zurück, aus dem seine Vorfahren auswanderten. Aber das ohnmächtige Reich von 1927 hat keine Arbeit und kein Verständnis für ihn. Es wird für ihn nur zu einer Durchgangsstation zur Neuen Welt

Das Buch ist ausgezeichnet geschrieben. Es ist von tiefer Menschlichkeit erfüllt und zeichnet das Leben eines Wolgadeutschen Dorfes mit seinen Stärken und Schwächen in schlichter Wirklichkeit; Personen und Landschaften erstehen klar umrissen vor uns. Besonders fesselnd in ihrer Gegenüberstellung sind russisches und deutsches Wesen gezeichnet und ihre Auswirkungen auf Peter Born.

Der Untergang des deutschen Dorfes ist besonders ergreifend, weil wir wissen, daß dieses Kapitel drüben noch nicht abgeschlossen ist, sondern sich täglich neu vollzieht. Aber wir wissen auch, daß das Reich heute seine Gleichgültigkeit auslandsdeutschem Schicksal gegenüber überwunden hat. Das gibt neue Hoffnung.

Hattingen-Ruhr, im Juni 1938.

Dr. Klöpzig


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