Geschichte der Wolgadeutschen

KARTE DER ASSR DER WOLGADEUTSCHEN


Karte der ASSR der Wolgadeutschen. / Herausgegeben von Alfred Eisfeld. Nachdruck der Ausgabe Saratow 1934. – Göttingen, 1997. S. 96. Texthandbuch, 32 lose Karten in der Größe von 47 x 57 cm.

ISBN 3-9806003-0-0


Kartographie des Gebiets der Wolgadeutschen

Mit den Vorbereitungen zur Ansiedlung von ausländischen Kolonisten in der Region der Unteren Wolga wurde die Vermessung der Landereien und deren Zuteilung für den Aufbau von Siedlungen erforderlich. Die einzelnen Kolonistengruppen wurden von der Fürsorgekanzlei für ausländische Ansiedler mit einem Lageplan und der Nummer der zu errichtenden Kolonie auf den Weg geschickt. Ein solcher undatierter Plan des Siedlungsgebiets ist im Russischen Militärhistorischen Archiv in Moskau erhalten geblieben. Im selben Archiv befindet sich auch ein von Graf G. Orlow signierter Plan der Stadt Saratow und eine Karte der 102 Kolonien in den Kreisen (wolost') Saratow und Solotoje.[1]

Aus dem Jahre 1768 liegt ein Plan vor, auf dem die Konfiguration der jeweiligen Kolonie eingetragen ist.[2] Dieser Plan dürfte eine Zusammenstellung der Einzelpläne sein und wurde nach der Gründung der Mutterkolonien erstellt. Die Größe der Kolonien auf den zwei Plänen variiert. Auf dem später erstellten Plan sind einzelne Kolonien größer.

Erhalten geblieben ist auch eine Generalkarte der Saratower Kolonien mit Plänen jeder Kolonie aus dem Jahre 1777.[3]

Im Aktenbestand des ehemaligen Archivs der ASSR der Wolgadeutschen befindet sich eine reichhaltige Sammlung an Ortsplänen und Karten der Landeinteilung aus dem 18. und 19. Jahrhundert.[4] Viele dieser Pläne und Karten sind durch die Lagerung in dafür nicht geeigneten Räumen stark in Mitleidenschaft gezogen und bedürfen dringend der Restaurierung und Konservierung.

Bekannt ist eine Ende des 18. Jahrhunderts gefertigte "Karte worauf alle im Saratofschen Gebiet zu beiden Seiten des Wolga Stroms angelegten teutschen Kolonien ange zeigt sind".[5] Dieses deutsch beschriftete Blatt von 32 X 25 cm enthält die Mutterkolonien.

Die Karte des Gouvernements Saratow aus den 1840er Jahren enthalt nur wenige Eintragungen.[6] Noch weniger Kolonien sind in der Karte des russischen Generalstabs aus dem Jahre 1919 eingetragen.[7]

Die im Archiv in Engels vorhandene "Karte der Wolga-Kolonien"[8] aus dem Jahre 1910 enthält die Eintragung der deutschen und russischen Ortsnamen. Die eingetragenen Orte sind je nach Konfession und Volkszugehörigkeit farblich unterschiedlich gekennzeichnet.

Nach der Gründung des Autonomen Gebiets der Wolgadeutschen wurde dem Bedarf an Karten für die Verwaltungsarbeit wie auch für Propagandazwecke durch die Herausgabe einer Reihe von Karten Rechnung getragen. Die im Jahre 1923 veröffentlichte "Geographisch-Administrative Karte des Autonomen Gebiets der Wolgadeutschen" zeigt nicht nur die Einteilung in 14 Kantone, sondern hebt farblich (rot) die deutschen Kolonien von russischen, tatarischen und estnischen Dörfern ab.[9] Ähnlich ist die "Geographisch-Administrative Karte der Arbeitskommune des Gebiets der Wolgadeutschen" aus dem Jahre 1922 gearbeitet.[10]

Nach Abschluß der Kollektivierung der Landwirtschaft wurden von dem Volkskommissariat für Landwirtschaft der ASSR der Wolgadeutschen eine Karte nach dem Stand des Jahres 1935 im Maßstab 1: 500 000[11] und eine als Atlas gearbeitete Karte im Maßstab 1 : 100 000 gedruckt.[12] Die Karte enthält die Einteilung des Gebiets in Gemarkungen und Ortsnamen in lateinischer Schrift. Die Auflage von 1 500 Exemplaren läßt vermuten, daß einzelne Exemplare in wissenschaftlichen Bibliotheken Rußlands anzutreffen sind.

Der Atlas wurde in einer Auflage von 500 Exemplaren für den Dienstgebrauch erarbeitet und ist das genaueste bekanntgewordene Kartenwerk des Wolgadeutschen Siedlungsgebiets. Mit ca. 1 500 Toponymen ist es unübertroffen. Die Benutzung ist allerdings wegen des Fehlens eines Ortsverzeichnisses erschwert. In der wissenschaftlichen Literatur konnte bislang kein Hinweis auf diese Karte gefunden werden. Einem glücklichen Umstand und aufmerksamen Kollegen in Rußland ist die Möglichkeit eines unveränderten Nachdrucks zu verdanken.

Die Abteilung für Landeinrichtung des Volkskommissariats der Wolgadeutschen für Landwirtschaft hat 1938 eine administrativ-wirtschaftliche Karte in einer Auflage von 4 065 Exemplaren verüffentlicht. Der Maßstab von 1: 400 000 ließ die Aufnahme der 1935 eingetragenen Toponyme nicht zu. Die Karte sollte vor allem die Gemarkungsgrenzen zeigen.[13]

Im Dezember 1939 wurde Band 2 des Großen Sowjetischen Weltatlasses mit einer Auflage von 15 000 Exemplaren in Druck gegeben.[14] Dieses umfangreiche Kartenwerk sollte vor allem die Erfolge des sozialistischen Aufbaus dokumentieren und der Bevölkerung der Sowjetunion bewußt machen. Die ökonomische Karte Nr. 50 (M 1: 2 500 000) und die topographische Übersichtskarte Nr. 51 (M 1: 1 500 000) können naturgemäß nur wenige Ortsnamen enthalten.

Während des deutsch-sowjetischen Krieges ist in der Sammlung Leibbrandt die Reihe: Deutsche Siedlungen in der Sowjetunion für den Dienstgebrauch erschienen. Teil 5 dieser Reihe wurde der "Deutschen Wolgarepublik" gewidmet.[15] In der Karte mit dem Maßstab von 1: 1 000 000 sind in lila über 400 Orte mit deutscher Bevölkerung eingetragen. Das Ortsregister enthält Angaben über die Ortsnamen und deren unterschiedliche Schreibweisen, die Verwaltungszugehörigkeit der genannten Orte und deren Einwohnerzahl bis einschließlich 1926. Dieses Ortsverzeichnis war bislang die einzige Publikation, der man die geographischen Koordinaten der einzelnen Orte entnehmen konnte.

Kartenwerke der Nachkriegszeit sind für Studien über die Siedlungsgeschichte der Wolgadeutschen von geringerem Wert. Die Karte des Generalstabs der Sowjetarmee aus dem Jahre 1988[16] enthält nur noch wenige Ortsnamen auf dem Territorium, das bis zum 7. September 1941 das Staatsgebiet der ASSR der Wolgadeutschen bildete.

Genauer sind da die Karte der Stadt Saratow und deren Umgebung aus dem Jahre 1992[17] und die Karte des Gebiets Saratow.[18]

Vorliegendes Kartenwerk ist somit die genaueste topographische Wiedergabe des Gebiets der Wolgadeutschen. Den Mitarbeitern des Heimatkundemuseums der Stadt Engels gilt unser besonderer Dank! Sie haben nach Auffinden des Atlasses auf ihn aufmerksam gemacht und einen Nachdruck ermöglicht. Frau Nelly Konrad (Göttingen) hat das Ortsregister erarbeitet. Auf Anregung von Herrn Dr. Matthias Buth wurde eine für Kartenwerke ungewöhnliche Abhandlung über die Siedlungsgeschichte der Wolgadeutschen erarbeitet, wobei die Transkription nach Prof. Steinitz verwendet wurde. Die Herren Dr. Igor' Pleve (Saratow) und Prof. Dr. Arkadij German (Saratow) haben den Abriß über die Siedlungsgeschichte auf der Grundlage von bislang nicht ausgewerteten Archivalien verfaßt. Frau Ursel Graubmann (Berlin) ist für die Übersetzung der Siedlungsgeschichte und Herrn Diplom-Germanist Victor Herdt (Göttingen) für die redaktionelle Bearbeitung des Textes zu danken. Herr Dr. Peter Hoheisel (Göttingen) und Frau Kristina Heide (Güttingen) haben bei der Herstellung der Druckvorlage mitgewirkt.

Dem Bundesministerium des Innern ist dafür zu danken, daß nach längerer Vorbereitung für den Bedarf der wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands die Drucklegung von 200 Exemplaren ermöglicht wurde.

Güttingen, im August 1997

Alfred Eisfeld


1 Rossijskij Gosudarstvennyj Voenno-Istoričeskij Archiv (RGVIA), fond Voenno-Ucetnyj Archiv (VUA), Nr. 22561.

2 RGVIA, f. VUA.

3 RGVIA, f. VUA, Nr. 21578.

4 Engel'sskij Filial Gosudarstvennogo archiva Saratovskoj oblasti (EFGASO), f. 371.

5 Terjochin, S.: Deutsche Architektur an der Wolga. Berlin/Bonn 1993, S. 14.

6 Karta Saratovskoj gubernii.

7 Spec. Karta Jevropejskoj Rossii. Izdanie kartografič. otdela korpusa voennych topografov. M 1 : 10 verst. Juni 1919, Blatt 15.

8 Karte der Wolga-Kolonien. 1910. EFGASO, f. 852, Nr. 220.

9 Geographisch-Administrative Karte des Autonomen Gebiets der Wolgadeutschen. M 1 : 420 00. Pokrowsk (Kosakenstadt) a/Wolga 1923. Nachdruck durch den Verein für das Deutschtum im Ausland e.V. Sankt Augustin (1991).

10 RSFSR. Geographisch-Administrative Karte der Arbeitskommune des Gebiets der Wolgadeutschen. Ausgabe der Presse-Unterabteilung des Gebietskomitees der R.K.P. (Bolschewiki), Pokrowsk, 1922-IX, in: Auf den Spuren einer Minderheit. Geschichte und Kultur der Deutschen in Rußland/UdSSR. Richter-Eberl, U. (Bearb.). Sigmaringen 1989, S. 173.

11 Karte der A.S.S.R.d.W.D. Zusammengestellt von der Landabteilung beim V.K. für Landwirtschaft der ASSRd.W.D. im Jahr 1935. M 1 : 500 000. Saratov 1935. Auflage 1 500 Ex.

12 Karta ASSR Nemcev Povolž'ja v planšetach meždunarodnoj razgrafovki. M 1 : 100 000. Sostavlena otdelom zem-va NKZASSR NP v 1934 godu.

13 Administrativno-chozjastvennaja Karta ASSR Nemcev Povolž'ja. M 1 : 400 000. Engel's 1938. Auflage 4 065 Ex.

14 Bol'šoj sovetskij atlas mira II. Otv. redaktor II toma C.A. Kutaf'ev. Moskva 1940.

15 Die deutschen Siedlungen in der Sowjetunion. Ausgearbeitet und herausgegeben von der Sammlung Leibbrandt. Teil 5: Deutsche Wolgarepublik. Mit 1 Karte. Berlin 1941.

16 General'nyj štab. Otv. redaktor V. I. Gornostaev. M 1 : 500 000. 1988.

17 Saratov i okrestnosti. Topografičeskaja karta. M 1 : 200 000. 1992. Auflage 10 000 Ex.

18 Diese Karte des Gebiets Saratov ist im Maßstab 1 : 200 000 gearbeitet und dürfte ebenfalls 1992 erschienen sein. Sie enthält keine Beschriftung.


Inhalt
Vorwort 3
 
Siedlungsgeschichte der Deutschen an der Wolga 1764-1997 5
 
  Anhang 1: Die Mutterkolonien 33
  Anhang 2: Die Tochterkolonien 40
  Anhang 3: Mennonitenkolonien im Bezirk Novousensk 46
 
Atlas der ASSRdWD 47
 
  Geographisches Register 47
  Verzeichnis landwirtschaftlicher Betriebe und Abteilungen 70
 
Атлас Республики немцев Поволжья 72
 
  Указатель географических названий 72
  Список сельскохозяйственных предприятий и отделений 95

Карты:

  1. Сборный лист к Карте АССР немцев Поволжья
  2. Лист М-38-22

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