Geschichte der Wolgadeutschen

А.А. КЛАУС

НАШИ КОЛОНИИ

ОПЫТЫ И МАТЕРИАЛЫ ПО ИСТОРИИ И СТАТИСТИКЕ
ИНОСТРАННОЙ КОЛОНИЗАЦИИ В РОССИИ


Русский

„Reise-Beschreibung der Kolonisten, wie auch Lebensart der Russen“

von einem Officier Plahten (1764-1770)[*]

 

1.

Was ist das für ein Schmerz,
Dass ich muss Deutschland meiden
Und nun, als Kolonist,
Viel’ Plag’ und Kummer leiden;
Betrübniss, viel Verdruss,
Zu Wasser und zu Land
Drum bin ich ärgerlich;
In diesem neuen Stand.

 

2.

Stadt Lübeck war der Ort,
Wo man thät angagiren;
Da konnte, wer da wollt’
Jung, Alt, ja Gross und Klein,
Zu diesem Gastgebot
Bald eingeladen seyn.
Drum thät ich alle Tag’
Mir mit Gedanken quälen.

 

 

Поэма офицера-колониста Платена.

Клаус А.А. Наши колонии. Опыты и материалы по истории и статистике иностранной колонизации в России. Выпуск I. — СПб: Типография В.В. Нусвальта, 1869. – Приложение I, с. 1.

3.

Mundirung, Geld und Gut
Thät mir nun gänzlich fehlen;
Kurz, meine ganze Sach’
War herzlich schlecht bestellt;
Ich konnt’ es ohne Klag’
Vor Leuten nicht verhehlen
Ich musste barfuss gehen,
Kein Schnapps war nicht zu wählen.

 

4.

Drauf resolvirt ich mich
Auch mit dahin zu gehen;
Ob ich mein Glück nicht könnt’
In Russland blühen sehen.
Ging also eiligst hin
Zum Werbungs-Commisär,
Sagt, dass ich ein Officier,
Auch gut von Adel wär.

 

5.

Bat mir zu Gnade aus,
Der Kaiserin zu dienen,
Deshalb wär ich allda
Nach Russland jetzt erschienen,
Um diese Reis’ zu thun
Mit in das neue Land.
Ich kam auch alsogleich
In den Colonistenstand.

 

6.

Acht Schilling alle Tag’
Bekam ich zu verzehren,
Konnt’ geh’n wohin ich wollt,
Hat’ mich an Nichts zu kehren.
So lebt’ ich vierzehn Tag’
Ganz ruhig im Quartier.
Allein da ging’s zu Schiff -
Ein sehr betrübt Blamier.

 

7.

Da ward ein jeder Mann
Mit Proviant versehen,
Um so nach Petersburg
In’s Schiff hinein zu gehen.
Allein conträrer Wind
Macht’ uns die Reise schwer;
Das Proviant ging auf,
Die Taschen wurden leer.

 

8.

Sechs Wochen mussten wir
Die Wasserfahrt ausstehen,
Angst, Elend, Hungersnoth
Täglich vor Augen sehen;
Also, dass wir zuletzt
Salz, Wasser, Schimmel-Brod,
Zum Lebensunterhalt,
Erhielten kaum zur Noth.

 

9.

Bis diese Glücksstund’ kam
Oranienbaum zu sehen,
Da thät ein Jeder nun
Mit Freud’ vom Schiffe gehen.
Quartierten vierzehn Tag’
Uns in die Häuser ein;
Von da nach Petersburg
Ja all’ zum Schiff hinein.

 

10.

Bei dieser Hauptstadt nun
Thät’n wir drei Wochen bleiben
Und auf dem Wasser uns -
Im Schiff die Zeit vertreiben.
Darzu bekamen wir
Zehn Kreuzer in die Hand,
Weil uns drei Groschen Tag’s
An Abzug war bekannt.

 

11.

Dies kam mir spanisch vor,
Weil’s theuer war zu leben;
Mein Geldsack war betrübt
Und keiner wollt’ was geben.
Da dacht ich bei mir selbst:
Dies ist ein schlechter Spas;
Das Geldchen ist verzehrt
Und hast noch keinen Fras.

 

12.

Wo dieses lange währt,
Wie wird es mir noch gehen?
Viel Kranke thät ich auch
Auf allen Seiten sehen!
Doch hielt ich ruhig aus
Und bat auch inniglich,
Um nur gesund zu seyn, -
Das Andre findet sich.

 

13.

Drum Leser finde dich,
So wie ich mich thät finden;
Vielleicht hab’n wir’s verdient
So weit mit unsern Sünden.
Hab’ Hoffnung und Geduld
Und sey mit dich vergnügt,
Wirf alle Sorge weg
Die dir am Herzen liegt.

 

14.

Drum werden wir gesund
Nach Saratow hinkommen,
Dieweil wir schon den Weg
Nach Schlüsselburg genommen. -
Ach Himmel, hilf uns bald,
Von dieser Wasserqual!
Wir fuhren auch gar bald,
Gar hoch und tiefe Thal.

 

15.

Allein noch wenig Trost:
Wir mussten weiter reisen,
Bis dass wir bei der Stadt
Passirten durch die Schleussen.
Da kam’n wir endlich hin
Zur Stadt hiess Nowgorod; -
Hier spielte abermal
Mein Geldsack ein Bankrott.

 

16.

Nun hört ich dreissig Werst
Wird man zu Schiff noch gehen;
Dann wird man uns zu Land
Bald auf die Wagen sehen,
Da werd’n wir alle Nacht
Stets kommen ins Quartier.
Nun, dacht ich bei mir selbst
Dies Reisen freuet mir.

 

17.

Allein, potz sapperment!
Ich hab’ es wahrgenommen;
Ich bin bei Tage nicht
Zu einem Sitz gekommen.
Da hiess es: "laufe nur
Und geh’ beim Wagen her!"
Dies wahren harte Wort’
Und fiel’n mir herzlich schwer.

 

18.

Und wenn den ganzen Tag
Wir dann recht müd’ gegangen
Und hatten zum Quartier
Ein sehnliches Verlangen,
Dieweil mein matter Leib,
Vor Kält’ und Hungersnoth,
Ja gerne ruhen wollt’,
Sich sättigen mit Brod.

 

19.

Wir mussten vierzehn Tag’
Beim Wagen patrolliren
Und Weiber mit Bagage
Zu Lande transportiren.
Hier wurden viele krank
Und viele blieben todt;
Die Kindelein voraus,
Die litten grosse Noth.

 

20.

Da kamen wir zur Stadt,
Wo wieder Schiffe lagen;
Hier wollten wir uns nun
Vor Kälte schon beklagen.
Allein, was war zu thun,
Man musst’ zur Bark’ hinein,
Dieweil noch kein’ Quartier
Für uns bestimmet seyn.

 

21.

Da rief ein Jeder nun:
Wie thut man uns fixiren!
Doch halt, das Wasser wird
In ein’gen Nächten frieren.
Und wie denn auch geschah -
Zu Torschok, hiess der Ort,
Drum schreibe ich anjetzt
Hier meine letzte Wort.

 

22.

Doch halt, es fällt mir ein
Schon wieder Was zu schreiben.
Und will mit diesem Reim
Mir meine Zeit vertreiben.
Wir kamen allesammt
Mit einer Bittschrift ein:
Dass wir doch im Quartier
Im Winter möchten seyn.

 

23.

Da dieses nun hiess: ja,
Man soll uns einquartieren, -
Dieweil ein Jeder glaubt’,
Er werde bald erfrieren, -
Transportirte man uns gleich
Ja in die Dörfer ein,
Wo wir auch dazumal
Gleich einquartieret seyn.

 

24.

Da ich nun diese Zeit
Sehr Vieles ausgestanden,
Dennoch nicht böse ward
Mit Schelten, Fluch und Banden;
Obschon mein neu Quartier
Sehr traurig thät aussehen -
Doch musst ich mit Geduld
Dies alles überstehen.

 

25.

Dieweil lch mich erfreut -
Die Russen anzuschauen.
Sah mit Verwunderung
Wie sie ihr Land bebauen.
Das wird nicht recht gepflügt,
Nicht ordentlich besäet
Und, wenn die Früchte reif,
Von Herzen schlecht gemäht.

 

26.

Da ruht auf manchem Land
Ja wirklich reicher Segen.
Weil hier an dem Verstand
Der Bauer sehr verlegen:
Dann nehmen sie ein Pferd
Mit ein klein Wägelein
Und legen’s auf ein Hauf;
Das muss die Scheuer seyn.

 

27.

Der Regen, Wind und Schnee, -
Der muss nun Ordnung halten;
Hanns Russmann sitzt im Haus,
Thut weiter nichts verwalten,
Bis dass die grösste Noth
Und ihn der Hunger treibt.
Nun spricht er: "Matschka komm;
Hol’, was noch übrig bleibt."

 

28.

Dann nimmt er dickes Holz -
Fängt grausam an zu schlagen;
Ja, wenn ich es ansah,
Ich thue bald verzagen,
Dass so ein Unverstand
Und reicher Segen war:
Vor Faulheit stinckt der Russ’,
Das ist ja hell und klar.

 

29.

Sonst, Russlands Gegenden -
So ich bisher gesehen -
An Holz und Wies und Feld
Kann alle Zeit bestehen;
Nur, dass es von Natur
Dem Winter ist bekannt:
Wer wenig auf dem Leib -
Dem friert auch Fuss und Hand.

 

30.

Nun hab’ ich in der Kürz
Des Landes vorgenommen.
Jetzt will ich auf die Tracht
Und Lebensarten kommen,
Dieweil ich Winterszeit
Hab’ Alles angesehn.
Es ist recht in der That
Und wirklich so geschehen.

 

31.

Als ich das erste Mal
In mein Quartier getreten,
Da hört ich ja den Russ’
Stark seufzen, stöhn’n und beten,
Und waren Jung und Alt
Von Herzen sehr betrübt,
Weil man den Kolonist
Ihm in’s Quartiere giebt.

 

32.

Und Batschka sein Gestalt
War böse anzuschauen;
Sein haariges Gesicht,
Dem thät ich gar nicht trauen.
Er ging fast völlig nakt, -
Im blossen Hemd’ allein,
Und Matschka musst’ mit ihm
Stets auf dem Ofen seyn.

 

33.

Ich guckt’ ins Ofenloch, -
Weil oben alle lagen;
Sie wollten mich bald all’
Mit Faust und Finger schlagen.
Doch mit dem grossen Bart,[1]
Der kam vorher hinein,
Wo Batschka, Matschka auch
Bald nachgefolget seyn.

 

34.

Doch weil es morgen war
Und ich vom Schlafe kam,
Sah ich den Russenmann,
Wie auch die Baba an.
Ich dachte bei mir selbst:
"Was soll denn das bedeuten -
Die geh’n ja bloss im Hemd
Und das vor allen Leuten!"

 

35.

Doch hatten Gross und Klein
Die Spindel in der Hand
Und nach der Ofenpllate
Sich Alle zugewandt.
Ich hatte nun die Stub’
Vor mir allein zu sehen:
Nur Hüner, Schwein’ und Schaaf’ -
Davor konnt’ ich kaum gehen.

 

36.

Die führten sich dabei
Auch ziemlich schmutzig auf.
Da dacht ich bei mir selbst:
Hier gehst du auch wohl drauf.
Allein, was war zu thun
Bei diesen kalten Tagen,
Da man die warme Stub’
Sehr gerne thut vertragen.

 

37.

Drum ging ich ab und an
Mit Matschka, Batschka, Weib,
Und sah die Tafel an
Zu meinem Zeitvertreib.
Die Aelteste im Haus -
Die thät mir allzeit kochen;
Doch sah ich wenig Fleisch,
Desfalls auch wenig Knochen.

 

38.

Allein Kapusta, Quast
Hirse und Haide-Grütz -
Das macht sie sich die Woch’
Und alle Tag’ zu Nutz.
Und wenn sie dann gekuscht,
Die Jungen mit den Alten,
Dass keiner bei dem Tisch
Was weiter zu verwalten,

 

39.

Da ging es mit Gewalt
Wohl auf den Ofen zu.
Da lagen sie zwei Stund’
Und hielten gute Ruh’.
Alsdann erwachten sie. -
Bald Einer nach dem Andern;
So thät Hans-Batschka auch
Wohl nach dem Hofe wandern:

 

40.

Haut’ ein’ge Stücke Holz,
Gab seinem Pferde Stroh -
Und war mit seinem Bart
In seinem Herzen froh.
Ja’ wenn ich darauf komm,
Wie schlecht das Vieh gehalten:
Zwei alte dürre Pferd’ -
Die müssen Das verwalten,

 

41.

Was man in Deutschland kaum
Mit zween Pferde kann;
Und mit der grössten Fuhr’
Spannt Batschka eins nur an.
Kein Hafer oder Korn
Sieht man dem Vieh hier geben;
Doch aber gutes Heu -
Dabei muss Alles leben.

 

42.

Milch ist im Ueberfluss,
Doch Käs’ und Butter nicht,
Weil es der Bauer hier
Nicht weiss wie’s zugericht.
Nun ist es wahr gesagt
Von dem gemeinen Leben,
Als von dem Bauernstand -
Wovon die Red’ thut geben:

 

43.

So arbeitet er nicht viel,
Er lebt auch herzlich schlecht;
Er führt auch keinen Staat -
Der Herr geht wie der Knecht.
Kein Silber, Seidenzeug;
Nur lauter Leinwan-sachen;
Das lässt er sich im Haus
Von seiner Matschka machen.

 

44.

Kein’ Stiefel, keine Strümpf’;
Ja, auch sogar die Schuh’ -
Da nimmt er aus dem Wald
Von Bäumen Bast dazu.
Doch hat er einen Pelz,
Den trägt er Winterszeiten;
Und das nicht alle Tag’ -
Nur wenns was soll bedeuten.

 

45.

Sonst sind sie von Natur
Hier schon so hart gewöhnt;
Sie hab’n den Anzug nicht,
Dass es der Mühe lohnt.
Und mir war so zu Muth
In diesen kalten Tagen -
Ich scheu’ mich fast davor
In meiner Schrift zu klagen.

 

46.

Mir fror mein Herz im Leib,
Mein Geldsack fror mir ein;
Dessfals musst’ Matschka stets
Mit mir beim Ofen seyn.
Nun die Mobilien im Haus -
Ich muss sie auch beschreiben.
Des Morgens konn’t vorerst
Ich nicht im Zimmer bleiben -

 

47.

Vor Rauch und dickem Dampf,
Weil hier kein Schornstein war,
Bis dass mein Mittagsbrod
Im Ofen fertig war.
Gorschok und Badeika
Wie wir die Töpf’ thun nennen -
Lernt man im Ueberfluss
In ihrer Wirtschaft kennen.

 

48.

Kein Kessel, Kupferzeug,
Kein Eisen, Zinn, noch Blei;
Nur eine Küchenpfann’ -
Die ist noch wohl dabei.
Sonst all’ ihr Hausgeräth’ -
Als Schüssel, Löffel, Teller -
Dies Alles ist von Holz
Und kostet nicht zwei Heller.

 

49.

Die Fenster sind von Glas,
Doch nur zwei Scheibelein,
Dass kaum die liebe Sonn’
Kann geben ihren Schein.
Kein Bette lieben sie:
Die Bank und auch der Ofen -
Da muss die Matschka nun
Den Batschka innig loben,

 

50.

Dass er in diesem Stück
Hier thut was sich gebührt,
Dass er so manches Kind
Hier oben so fabricirt.[2]
Auch ist hier der Gebrauch
Sich wöchentlich zu baden:
Dies ist recht russ’sche Lust
Einander einzuladen.

 

51.

Was Batschka nun im Haus
Die Woch’ versäumet hat,
Zahlt er der Matschka aus
Ganz nakt im Wasserbad.
Auch fällt mir dabei ein,
Ich sah vor ein’gen Tagen,
Halt ein, ich mag es nicht
Vor allen Leuten sagen.

 

52.

Ich sass an einem Tisch -
Schrieb diesen Lebenslauf, -
Lag Matschka auf der Banck
Und Batschka oben drauf.[3]
Was hier nun ist gescheh’n
Das kann ich zwar nicht wissen,
Nur dass ich wirklich sah
Den Batschk’ die Matschka küssen.

 

53.

Was bei dem Küssen ist
Nun weiter noch geschehen,
Das hab’ und mocht’ und wollt’
Und konnt’ ich auch nicht sehen.
Wo komm ich aber hin,
Was brauch’ ich mehr zu schreiben;
Ich will bei meinem Marsch
Und Reisbeschreibung bleiben.

 

54.

Wir liegen noch allhier
Ganz ruhig im Quartier.
Ich glaub wir gehn nunmehr
Jetzt balde weg von hier.
Nun, da es auch so hiess:
Wir sollen weiter reisen,
Man wird uns morgen schon
Auf eine Barke weisen,

 

55.

Drum danck’ ein Jeder jetzt
Für noch gesund zu seyn.
Ein Jeder geh’ mit Freud
Zu seinem Schiff hinein,
Damit wir dermaleinst
Auch mögen dahin kommen -
Zum angewies’nen Ort,
Den wir uns vorgenommen.

 

56.

Mir deucht, es brauset schon
Der alte Wolgastrom.
Hier lag auch eine Stadt -
Die hiesen sie Castrom’.
Spannt nun die Segel auf
Und lasst die Wellen toben!..
Und hilft das Glück uns hin,
So wollen wir es loben.

 

57.

Anjetzt schon sieben Städt’
Mit Glück vorbei passirt;
So es uns auch gar bald
Nach Saratow hinführt.
Der Schiffer sieht ja auch
Kosakenstadt schon liegen,
Und wenn die Augen mir
Nicht mit Gewalt betrügen,

 

58.

So seh ich schon die Stadt
Mit Namen Saratow;
Und in zwei gute Stund’ -
So sind wir alle dort.
Mein Freund, wie mir zu Muth! -
Wie ich war angekommen
Kurage, Herz und Muth,
Dies war mir All’s benommen.

 

59.

Ich dachte bei mir selbst:
"Ist das der schöne Ort?..
Der hat nicht mal ein Thor,
Viel wen’ger eine Pfort."
Lang quälen ist der Tod -
Wir haben uns ergeben;
Mag kosten Haut und Haar,
Herein ins wilde Leben!..

 

60.

Seht Kinder, sehet doch -
Kosakenstadt ist da!..
Und uns’re See des Seins
Die liegt in Saratow.
"Herunter von dem Schiff!
Man wird euch Oerter zeigen,
Wo Korn und Maisfeld,
Auch Aepfel, Pflaumen, Feigen,

 

61.

Vor wild auf Feldern wächst.
Denckt nur an’s Paradeis"!
Ich glaub’ kaum Gersten-grütz,
Viel weniger noch Reis.
Doch tröst’t euch mit Geduld
Und lasst die Hoffnung grünen;
Seht frei und fröhlich aus,
Macht auch nicht böse Mienen.

 

62.

Obschon das Herze weint,
So lächelt doch der Mund.
"Ihr krieget Land und Sand
In einer viertel Stund’.
Ihr Bauern, tretet aus.
Man ruft euch Kolonisten!
Hier gilt kein Bürger nicht
Und auch kein’ Professionisten;

 

63.

Kein Adel Charakter,
Kein Amtrecht, kein Off’cier!
Ihr müsst nun Bauern seyn; -
Da ist kein Rath dafür."
O weh; was sagt mein Herz?..
Was quälen mir Gedanken!
Wie viele sah ich krank, -
Ja, gar auch Sterbens-Kranke.

 

64.

Ich dachte hin und her:
"Soll ich ein Bauer sein?..
Da schlage Pulver, Blei
Und alle Flämm hinein"!..
Nun wurden wir vertheilt,
Als wie in Noahs Kasten;
Wer nichts zu fressen hat -
Bereite sich zum Fasten.

 

65.

Doch wer nur fleissig ist
Und keine Faulheit übt -
So lebt der Vater noch,
Der uns zur Nahrung giebt.
Nun lebet alle wohl,
Ihr Kolonisten-Brüder!..
Das Freuden-Lied ist aus,
Jetzt mach’ ich Trauer-Lieder.

 

66.

Man hat aus mir, Off’cieren,
Ein’n Präceptor gemacht.
Bleibt jetzo all’ gesund;
Ich sage gute Nacht.
Nun hiess es "weg vom Schiff;
Man wird euch Oerter zeigen.
Jetzt seyd ihr Mann für Mann
So gut wie Leibeigen. -

 

67.

Da habt ihr euren Fleck,
Nun schafft euch euer Brod;
Arbeiten müsset ihr
So lang bis in den Tod."
Und wenn ihr g’nug geschafft,
So ist es dann vollendet.
Dann heisst es: grosse Noth,
Viel Arbeit - wenig Brod.

 

 Finis.


Примечания.

* В предлагаемом тексте поэмы Платена нами сохранена орфография и грамматика оригинального издания Клаус А. Наши колонии. – СПб, 1869. – Приложение I, с. 1-8.

1 Вероятно – десятский или сотский. Прим. издателя.

2 В издании Клаус А. Наши колонии. – СПб, 1869. вместо этих слов стоит многоточие.
Цитируется по: http://www.russlanddeutschegeschichte.de/kulturarchiv/quellen/poem.htm

3 В издании Клаус А. Наши колонии. – СПб, 1869. вместо этих слов стоит многоточие.
Цитируется по: http://www.russlanddeutschegeschichte.de/kulturarchiv/quellen/poem.htm