Geschichte der Wolgadeutschen

14. Die Konsumvereine.

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Дата размещения: 29.04.2021


Потребительская кооперация


Die Konsumvereine.

„Uns bleibt nur noch eins zu tun übrig: unsere Bevölkerung so zivilisiert zu machen, daß sie alle Vorteile einer ausnahmslosen Kooperierung versiebt und diese ausnahmslose Kooperierung in die Wege leitet.

Um aber dieses „nur“ wirklich durchzuführen, in ein ganzer Umsturz, eine ganze Periode kultureller Entwicklung der gesamten Volksmasse erforderlich.“

W. Lenin „Über die Kooperation“.

Die Organisation des ersten Konsumvereins auf dem Territorium, das jetzt die Wolgadeutsche Republik einnimmt, erfolgte im Jahr 1905, in dem der Marientaler Konsumverein (Bezirk Nowousensk, Gouvernement Samara) gegründet wurde.

Bis zur Oktoberrevolution ging der kooperative Aufbau sehr langsam vor sich. Insgesamt gab es zu jener Zeit 48 Kooperativen. In einen selbständigen Verband waren diese Konsumvereine nicht organisiert, einige von ihnen gehörten als Mitglieder dem Saratower Kreisverband an, die Mehrzahl jedoch war in keinem Verband vereinigt.

Infolge der Bildung der Arbeitskommune der Wolgadeutschen im Jahre 1918 ergab sich die Notwendigkeit der Organisation eines eigenen nationalen Kooperativ-Verbandes. Der erste Kongreß der Bevollmächtigten der Konsumkooperativen wurde in Saratow am 4. August 1918 einberufen, und von diesem Momente wurde das Netz der Kooperativ-Organisation durch den Verband, der die Benennung „Posrednik“ erhielt, bedient.

Der gegenwärtig bestehende Verband der Konsumvereine, „Verband der Wiesenseiter Konsumvereine“ genannt, vereinigt alle 215 Konsumkooperativen der Deutschen Wolgarepublik, d. h. 95 Proz. aller Ansiedlungspunkte, in denen Kooperativen gegründet werden können. (Line starke Ausdehnung des unteren Netzes ist seit dem Jahre 1922 zu beobachten (vom Momente der Einführung der neuen ökonomischen Politik) und ein besonderes Wachstum seit den: Jahre 1924, als die Kooperation, gemäß Dekret vom 20. Mai 1924, zur Grundlage der freiwilligen Mitgliederschaft überging. Ein Vergleich der Zahl der Kooperativen am 1. Oktober 1924 mit der Zahl derselben am 1. April 1927 ergibt einen Zuwachs von 63 Proz.

Von Jahr zu Jahr vergrößert sich die Mitgliederzahl, die Summe der Einlage-Kapitalien, die Zahl der kooperierten Wirtschaften und verstärken sich einige andere Elemente des Genossenschaftswesens. Gegenwärtig stellt die Konsumkooperation der Wolgadeutschen Republik den Hauptkanal der Warenzufuhr dar. 65 Proz. der von der Staats-Industrie erzeugten Waren werden von ihr den Verbrauchern zugeführt. Der Privathandel verkauft nur noch 7 Proz. der Industriewaren. Die Hauptmasse der Mitglieder, die direkten Anteil am Aufbau der Kooperation nehmen, besteht aus Armen (58 Proz.) und Mittelbauern (30 Proz.).

Damit die Armen die Möglichkeit haben, Mitglieder der Konsumkooperation zu werden, wurde im vergangenem Jahre ein Fonds zur Kooperierung Unbemittelter geschaffen, in den der Verband der Wiesenseiter Konsumvereine aus seinem Reingewinne 15.908 Rbl. und das untere Netz der Kooperativen 23.700 Rbl. überwiesen. Die Direktive des 14. Partei-Kongresses über die breite Heranziehung der armen Bevölkerung in die genossenschaftlichen Organisationen wird dadurch tatsächlich verwirklicht.

Die Teilnahme der werktätigen Frauen in der Konsumkooperation der Wolgadeutschen Republik drückt sich gegenwärtig darin aus, daß sie 18 Proz. der ganzen Mitgliederzahl darstellen. Dabei muß noch bemerkt werden, daß vor der Revolutionszeit die Frau im Aufbau der Kooperation eine völlig unbedeutende Rolle spielte.