Geschichte der Wolgadeutschen

8. Die landwirtschaftliche Kooperation.

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Дата размещения: 29.04.2021


Сельскохозяйственная кооперация


Die landwirtschaftliche Kooperation.

Die landwirtschaftlichen Genossenschaften haben in der Republik der Wolgadeutschen eine ziemliche Höhe der Entwicklung erreicht. Auf dem Gründungskongreß des Nemselsojus in Marxstadt am 9. März 1922 waren erst 19 Genossenschaften vertreten. Bis zum Beginn des Jahres 1926 sehen wir dann ein stürmisches Wachsen bis auf 315 Genossenschaften; dann beginnt die Zahl der Genossenschaften etwas zu fallen, wobei aber die Zahl der kooperierten Wirtschaften weiter wächst. Gegenwärtig gibt es schon kein Dorf unserer Republik mehr ohne landwirtschaftliche Genossenschaft und fast keine Bauernwirtschaft, die nicht so oder anders mit der landwirtschaftlichen Kooperation verbunden ist. Während bis 1925 die landwirtschaftlichen Genossenschaften sich hauptsächlich mit dem Handel, also mit der Versorgung der Bauern mit Maschinen und andern Gebrauchsartikeln, sowie mit dem Absatz der landwirtschaftlichen Produkte beschäftigten, beginnt die landwirtschaftliche Kooperation in den letzten zwei Jahren ihr Hauptaugenmerk der Produktion zuzuwenden. 1927 hatten wir schon 121 Kollektive und 217 verschiedene spezielle Vereinigungen, Maschinengenossenschaften, Ansiedlungs-, Molkereigenossenschaften usw. Wenn auch viele dieser Kollektive infolge Mangel an Kredit und Führung noch nicht befriedigend arbeiten, so ist der rechte Weg doch beschritten. Auch das gesamte Mühlenwesen befindet sich in den Händen der landwirtschaftlichen Kooperation. Sie gewöhnt unsere Bauernschaft immer mehr an gemeinsame Wirtschaftsarbeit, sie ist der Wegbereiter aller möglichen Verbesserungen in unserer Wirtschaft, sie vermittelt Kredit und versorgt mit Inventar, sie verarbeitet landwirtschaftliche Produkte und setzt sie ab, durch sie verbindet sich der organisierte Bauer mit der Staatsindustrie.

Der Traktor.

1924 kamen die ersten Traktoren, 25 Stück Fordson, in die Republik der Wolgadeutschen. Diese wurden hauptsächlich an die stärkeren Kooperativen verteilt, uni sie nach ihrer Eignung für unseren Boden zu erproben. Denn damals verhielten sich die Bauern noch mißtrauisch gegenüber den Traktoren und sagten: „Gebt uns lieber Kamele!“ Bald aber zeigte sich, daß der Traktor nicht nur ein vorzügliches Arbeitsmittel auch bei uns ist, sondern auch ein Weg des Zusammenschlusses der pferdearmen Bauern, um ihre Wirtschaft gemeinsam wieder in die Höhe zu bringen. Es stellte sich heraus, daß der Traktor am besten in Maschinengenossenschaften entsprechender Größe ausgenützt wird. Gegenwärtig haben wir in unserer Republik bereits an 600 Traktoren. Auf eine Maschinengenossenschaft kommen etwa l6 Mitglieder, meist pferdelose, ein- und zweipferdige Wirtschaften. Die allgemeinen landwirtschaftlichen Genossenschaften haben 162 Traktoren, die Maschinengenossenschaften 86, die Kollektivwirtschafen 67, einzelne Gruppen von Mitgliedern der landwirtschaftlichen Kooperativen 51, bäuerliche Hilfsgesellschaften 41 usw. Etwa 9 Prozent unserer Aussaatfläche wird mit Traktoren geackert und etwa 25% des Getreides mit Traktoren gedroschen.

Der Traktor wird in der Zukunft noch vielseitigere Verwendung finden. Hand in Hand mit einer entsprechenden Landeinrichtung und anderen Verbesserungen der Landwirtschaft wird er viel zur Wiederherstellung unserer durch den Hunger und Krieg zurückgegangenen armen und mittleren Bauernwirtschaften beitragen. Unter der Sowjetmacht wird er nie ein Mittel der Ausbeutung und Bereicherung für wenige, sondern stets ein Mitte! der Vereinigung und Hebung der Maste der arbeitenden Bauern sein.