Geschichte der Wolgadeutschen

GOTTLIEB BERATZ

DIE DEUTSCHEN KOLONIEN
AN DER UNTEREN WOLGA

IN IHRER ENTSTEHUNG UND ERSTEN ENTWICKLUNG


Beratz, Gottlieb: Die deutschen Kolonien an der unteren Wolga in ihrer Entstehung und ersten Entwicklung. Gedenkblätter zur hundertundfünfzigsten Jahreswende der Ankunft der ersten deutschen Ansiedler an der Wolga 29.Juni 1764 – 29. Juni 1914. – 1. Auflage. – Saratow: Druck von H. Schellhorn u. Co., 1915. – 324 S.

2. Auflage. – Berlin: Verband der wolgadeutschen Bauern, G.m.b.H., 1923.

1. Auflage 1915 2. Auflage 1923

Vorwort zur ersten Aufgabe.

Die vorliegende Schrift bringt nicht mir die wichtigsten geschichtlichen Momente der Gründung und ersten Entwickelung der deutschen Kolonien an der Wolga, sondern sie will auch Antwort geben Nils manche Fragen, deren Lösung man vergeblich in Büchern sucht, die über diese Ansiedelungen handeln, weil sie zum großen Teil von den Autoren noch unberücksichtigt gelassen wurden. Der Verfasser hat sich der Mühe unterzogen, aus gedruckten und ungedruckten Akten diese Antworten zusammen zu reihen als Beitrag zur Geschichte der deutschen Ansiedelungen im Wolgagebiete.

Inwieweit es mir geglückt ist, wenigstens in der Hauptsache das Richtige zu treffen, Wichtiges und Unbekanntes gebührend hervorzuheben, muß ich dem Urteil des geneigten Lesers überlassen. Jedoch werde ich in Hinsicht auf das in engem Rahmen zu bewältigende, weitschichtige und rohe Material auf einige Nachsicht bei etwaigen Entgleisungen rechnen dürfen. Auch ein wenig günstiger Beurteiler dürfte wohl kaum verkennen, daß in dem Buche ein redlich Stück Arbeit steckt. Auf dem Lande, wo der Verfasser wohnt, hat schon die Beschaffung der nötigen Hilfsmittel zur Verfassung eines Buches, wie des in Rede stehenden, eine mühsame Kleinarbeit zur Voraussetzung. Oft ist da alle Mühe vergeblich, sicher noch vorhandene Akten zu bekommen.

Daß deshalb dem Buche Mängel anhaften, fühlt und bedauert der Verfasser selbst am meisten. Dennoch hoffe ich, mit demselben jenen Deutschen im Wolgagebiete einen Dienst erweisen zu können, die sich für weniges Geld die nötigsten Kenntnisse anzueignen wünschen über die Gründung der deutschen Kolonien und deren Entwickelung in den ersten Jahrzehnten der Ansiedelung. Auch erhält der Leser besonders noch Kunde von den Ursachen, aus denen die Rückständigkeit der Deutschen a. d. Wolga auf wirtschaftlichem, geistigem und sozialem Gebiete herzuleiten ist.

Noch ein Wort bezüglich der reichlichen Zitate im Texte, besonders des zweiten Abschnittes. Nach reiflicher Überlegung entschloß sich der Verfasser zu dieser Form der Benützung der Quellen aus dem Grunde hauptsächlich, weil diese Mitteilungen zum größten Teil aus ungedruckten Akten und sonst schwer zu beschaffenden Werken geschöpft sind, aus deren genauem Wortlaut der Leser bei dem vielen Neuen, das ihm geboten wird, sich eher ein selbstständiges Urteil bilden kann. Die Quellenangabe ist im ersten Abschnitte am Ende jedes Kapitels, im zweiten am Schluffe desselben beigefügt worden und zwar deswegen, weil sonst die Gänsefüßchen unter dem Texte, zu zahlreich ausgefallen wären, was für die meisten Leser nur störend gewirkt haben würde, der Umfang des Buches auch dadurch allzu sehr angewachsen wäre.

Möge das Büchlein mit seinen vielen authentischen Aktenstücken den Deutschen im unteren Wolgagebiete auch bei feindlichen Angriffen, denen sie in letzter Zeit in Büchern und Zeitungen öfter ausgesetzt sind, hie und da einen kleinen Dienst leisten, wodurch sich der Verfasser schon überreich für seine bescheidene Arbeit belohnt fühlen würde.

Allen jenen Herren, bei denen ich bei Verfassung dieses Buches Unterstützung und Förderung durch freundliche Zusendung von kolonialgeschichtlichem Quellenmaterial fand, spreche ich auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aus.

Herzog, den 1. März 1914.

Der Verfasser.


Vorwort zur zweiten Auflage.

Mitten im Weltkrieggetümmel und einer allseitig um sich greifenden Verfolgung des Deutschtums in Rußland wagte es der mutige Verfasser des vorliegenden Werkes, Pfarrer Gottlieb Beratz, das mit wahren: Bienenfleiß unter großen Schwierigkeiten zusammengetragene und sachmäßig geordnete Geschichtsmaterial über die Entstehung und die Entwicklung der deutschen Wolgakolonien zum 150 jährigen Gründungsjubiläum als Denkblätter der Öffentlichkeit zu übergeben. Kaum war das Werk erschienen, so legte auch schon die russische Zarenpolizei ihre Hand darauf, verhinderte die Verbreitung desselben und schikanierte den ehrwürdigen Verfasser. Erst nach dem Sturz der Zarendynastie konnte das langersehnte Buch seinen Lauf in die Wolgadeutschen Siedlungen frei antreten, in das Dunkel unserer Geschichte hineinleuchten und das höchst interessante und wissenswerte, zum Teil abenteuerliche und tragische Schicksal unserer Ahnen, erschließen. Überall fand das Beratzsche Geschichtswerk freudigen Beifall und reichen Absatz, zumal der Verkaufspreis allen zugänglich war. Die erste an 3000 Exemplare zählende Auflage (im Selbstverlag des Verfassers erschienen) war daher bald vergriffen und der Verfasser somit vor die freudige Aufgabe gestellt, eine zweite erscheinen zu lassen. Doch die russischen Wirren mit dem alles verheerenden blutigen Bürgerkrieg im Gefolge verdrängten diesen Gedanken auf unabsehbare Zeit und beraubten Pfarrer Beratz schließlich jeglicher Hoffnung auf Verwirklichung.

Unser in aller Andenken hoch dastehende hervorragende Volksmann Pfarrer Beratz ist während des Aufstandes in den Kolonien am Karaman im Frühjahr 1921 von dem damaligen bolschewistischen Revolutionstribunal hingerichtet worden. Die nähere Beleuchtung dieser Tat wird erst in späterer Zeit möglich sein.

Der Pfarrer Gottlieb Beratz seligen Andenkens entstammte der Wolgadeutschen Kolonie Göbel auf der Bergseite. Seine philosophisch-theologische Ausbildung erhielt er am Römisch-Katholischen Priesterseminar zu Saratow a. d. W. Ungefähr 15 Jahre wirkte er als Seelsorger in der Kolonie Dehler an der Wolga. Danach wurde er als Geistlicher Rat an das Priesterseminar zu Saratow berufen, konnte jedoch krankheitshalber nicht lange bleiben und erhielt später die Pfarre Herzog auf der Wiesenseite, wo er bis zu seinem tragischen, Ende Hervorragendes leistete, ohne von sich reden zu machen. Leider bin ich nicht in der Lage, ein ausführliches Lebensbild dieses Mannes an dieser Stelle zu entwerfen. Sein uns hinterlassenes Geschichtswerk spricht von außerordentlichem Fleiß und zäher Energie irr der Verfolgung seiner Pläne. Ständig an große Seelsorgarbeiten und unabweisbare persönliche Standespflichten gebunden, die Außenstehende nicht leicht ermessen können, fand er noch Zeit für Geschichtsforschung und schriftstellerische Tätigkeit. Dabei war er immer kränklich! Außer dem erschienenen Werk hatte er noch ein anderes druck- bereit, das aber leider in unberufene Hände gekommen sein soll, wie auch sein ganzer geistiger Nachlaß. Das Beratzsche Geschichtswerk hat, großes Interesse in den Wolgadeutschen Kreisen Europas und Amerikas hervorgerufen, und die Nachfrage nach diesem Buch ist wahrlich keine geringe. Der Verfasser hat meines Wissens vor seinem jähen Ende niemanden mit der Herausgabe seines Werkes beauftragt oder, besser gesagt, beauftragen können; er wollte aber zweifellos, daß seine Forschungen und Errungenschaften dem Volke übermittelt werden und erhalten bleiben; denn er lebte, arbeitete, schrieb und starb für das Volk. Angesichts dieser unumstößlichen Tatsache und dringenden Forderung beschloß das Hilfswerk der Wolgadeutschen die zweite Herausgabe dieses Werkes, dessen Vorrang auf dem Gebiet der Wolgadeutschen Geschichtsforschung unstreitig feststeht. Das Hilfswerk leistet dadurch eine große Kulturarbeit an unserem Volk und bekundet einen tiefgehenden, umfassenden Volkssinn. So möge denn dieses Buch in seiner zweiten Auflage hinausziehen und belehrend, mahnend und aufrichtend unter den Volksgenossen wirken. Zwar hat ein hartes Schicksal den unersetzlichen Volksmann und Geschichtsforscher frühzeitig und gewaltsam aus dem Leben gerissen, aber sein Andenken ist unvergeßlich geblieben. Er lebt fort unter uns zu allen Zeiten. Mögen seine hingebende Liebe zum Volk, seine treue deutsche Gesinnung, sein unermüdlicher Fleiß, seine unerschrockene Tatkraft und endlich sein heldenmütiger Tod für uns Muster und Ansporn sein!

Berlin, im Juli 1923.

P. J. Schönberger.


Inhalt.

Vorwort III—IV.

Erster Abschnitt.

Die Kolonien an der unteren Wolga in ihrer Entstehung.

1. Alle russische Regierungen bis ins 19. Jahrhundert berufen Ausländer.

Berufung deutscher Kolonisten nach Rußland vor 150 Jahren. Nutzen der Berufung von Ausländern für das Reich. 5. — Ungesunder Nationalismus. 5. 6. — Normannen — die erstberufenen Ausländer. 6. — Griechen als erste Lehrer der Russen. Schädlicher Einfluß der Tatarenherrschaft auf die russische Kultur. 7. — Anfänge des Anschlusses an die westeuropäische Kultur und Anteil derselben am Ausbau des modernen Rußlands. 8. — Joanns’ III. Beziehungen zu Westeuropa. Mißglückter Anwerbungsversuch von Ausländern unter Joann IV. 9. 10. — Begünstigung der Einwanderung von Ausländern unter Godunow und Pseudo-Demetrius. 10. — Fremdenhaß unter Schuiski und Michail Feodorowitsch. 11.— Weitere Berufungen von Ausländem verschiedener Berufsarten von Michail Feodorowitsch bis Katharina II. 11—14.

2. Katharina II., die Ausländerin auf dem rnssischen Kaiserthron, als Civilisatorin und Kolonisatorin.

Geburt. Bildung. Äußeres. 14. — Übertritt zur russischen Staatskirche. Heirat. Sturz ihres Gemahls, Peters III. Thronbesteigung Katharinas. Fortschrittliche Wirksamkeit der Kaiserin. Schwierigkeiten. Schein. 15. — Katharinas Ehrgeiz. Ihre Arbeitskraft. Sorge für Bildung und Erziehungswesen. Förderung der russischen Geschichtsforschung und Unterstützung von Forschungsreisen. 16. 17. — Einfluß und Förderung der russischen Literatur. 17. 18. — Gesetzgebung. Reichsrat. Medizinisches Reichskollegium. Pockenimpfung. 19. — Einteilung des Reiches in Gouvernements. Balten im Dienste Katharinas. 20. — Katharina als vollständige Russin. 20. 21. — Festhalten an der Alleinherrschaft. Geistlichkeit und Adel. 21. — Versuch zur Aufhebung der Leibeigenschaft. Einführung derselben in Klein- und Weißrußland. Ausdehnung der Grenzen des Reiches. Hebung von Handel und Industrie. Städtegründung. 22. — Berufung ausländischer Kolonisten. 23.

3. Manifest Katharina II. vom 22. Juli 1763 über Berufung ausländischer Kolonisten nach Rußland.

Voller russischer Kaisertitel im 18. Jahrhundert. Hinweis auf freie, zur Kolonisation geeigneter Ländereien. 24. — Anmeldung der Einwanderer bei der Tutel-Kanzlei. Deckung der Reisekosten der Einwanderer. Definitive Erklärung der Einwanderer über Wahl der Beschäftigung in Rußland. 25. — Treueid. Religionsfreiheit. Verbot des Klosterbaues in den Kolonien. Erlaubnis zur Propaganda unter den Mohammedanern. 26. — Privilegien. 26—29.

4. Verbote der deutschen Staaten gegen die Auswanderung vor und nach dem siebenjährigen Kriege.

Verbot der Auswanderung nach Ungarn. 30. — Strafandrohungen 30. 31. — Unnützer Kampf gegen Auswanderung. Vorspiegelungen der Werbungsagenten. 31. — Mithilfe einheimischer Agenten. Rußland als Auswanderungsziel nach dem siebenjährigen Kriege. 32. — Verschärfung der Strafbestimmungen. 33—35. — Erwünschter Abschub minderwertiger Individuen. Bittgesuche um Auswanderung. Erfolge der russischen Werbungsagenten. 35. — Neue Verbote. 36. — Erschwerung weiterer Werbungsarbeit der russischen Agenten. 37.

5. Anwerbung der Kolonisten für Rußland.

Entsendung russischer Werbungskommissare nach Westeuropa. 37. — Schwierigkeiten bei Auswahl Wanderlustiger. Werbungsmethode. 38. — Rekrutierung und Zahl der Angeworbenen. 39. — Einladung lediger weiblicher Personen zur Auswanderung in die Kolonien. 40. — Kontrakte der Kolonial-Direktoren mit den Angeworbenen. 40— 43.

6. Reise der Kolonisten nach Rußland. Ihre Ankunft an der unteren Wolga.

Sammelorte der Auswanderer. Ankunft in Lübeck oder Danzig. Einquartierung. 44. — Vorbereitung auf die Seereise. Schiffe. Reise nach Kronstadt und Ankunft daselbst. 45. 46. — In Kronstadt und Oranienbaum. 46. 47. — Reisebeschreibung des Kolonisten Bernhard von Platen. 45—47. — „Bewegung“ aller Auswanderer zur Landwirtschaft. 47. 48. — Gründe zur Kolonisation des unteren Wolgagebietes. 49. — Maßregel zur Erforschung und Planierung desselben. 50. — Ankunft und Aufenthalt der Auswanderer bei Petersburg. Verminderungen der Tagegelder. Erkrankungen. 50. 51. — Anmeldung bei der Tutel-Kanzlei. Reise bis Torschok. 52. — Winterquartiere für die Auswanderer. 52—54. — Gottesdienst und Schulunterricht daselbst. Abreise von Torschok zur Wolga. 54. — Reffe auf der Wolga. Ankunft der ersten Auswanderer im Kolonistenbezirk. 55. 56. — Knüttelverse Platens bei der Ankunft an der unteren Wolga. 56. 57.

7. Die Gründung der deutschen Kolonien.

Gründung und Leitung der Ansiedelungen durch Franzosen. 57. — Privat- und Kronskolonien. 58. — Ansiedelungsbezirk. Ansiedelung. 59. — Klaus’ falsche Behauptung von der willkürlichen Besitzergreifung der Wiesenseite durch die Kolonisten. 59. 60. — Mangel an freien Ländereien für eine Gründung der Kolonien in unmittelbarer Nähe der Wolga. 60. — Flußgebiete im Kolonistenbezirk. 61. — Die Kolonien auf der Bergseite. 61. 62. — Die Kolonien nördlich von Saratow. Das Katharinenlehn. 62. — Die Kolonien am Karaman und am Tarlyk. Die deutsche Kolonie bei Saratow. Die französische Kolonie. 63. — Von den Kirgisen zerstörte Kolonien. Gründung neuer Kolonien von 1846—67. Zahl sämtlicher Kolonien an der Wolga. 64.

8. Die Namen der deutschen Kolonien.

Vorbehalt der Kolonialbehörde bezüglich Benennung der Kolonien. 65. — „Ausländische“ Namen der Kolonien. 65. 66. — Einbürgerung der Namen der ersten Gemeindevorsteher für die Benennung der Kolonien. 67. — Russische oder offizielle Namen der Kolonien. 68. — Änderung mancher „ausländischer“ Namen. 68. 69. — Hernahme der russischen Namen für die Kolonien. 69. — Beibehaltung der ausländischen Namen im Katharinenlehn. Benennung einiger Kolonien nach Namen hoher Beamten. Tatarische, französische, russische und deutsche Namen der Kolonien. 70. 71. — Umänderung der offiziellen deutschen, französischen und schweizerischen Namen der Kolonien in russische in jüngster Zeit. 71.

 

Zweiter Abschnitt.

Die Kolonien in ihrer ersten Entwickelung.

1. Die Wohnungen der Ansiedler.

Dorfplätze für die Ansiedelungen. Schriftliche Aufzeichnungen von Ansiedlern. Freistellung der Auswahl einer Kolonie. 72. — Wohnungsfrage. Erdhütten. 73. 74. — Versorgung mit Brennholz auf den Winter. Aufreißen der Ursteppe. 74. — Schilderung der Lebensweise der Ansiedler in den Erdhütten von Schulmeister Anton Schneider. 74. 75. — Krankheiten. Klima. Trinkwasser. 75. 76. — Ursachen der Verzögerung des Häuserbaues. 76. — Bau der Häuser durch die Ansiedler, durch die Direktionen und durch die Kolonialbehörde. Vorschußgelder zum Häuserbau. 77. 78. — Vorgebliche Verschwendung und Liederlichkeit der Kolonisten. 78. 79. — Beschreibung der Hauser und Wirtschaftsgebäude. 79. 80.

2. Die Kolonisten find durch Mißernten gezwungen, in den ersten zehn Jahren die Nahrung von der Negierung zu empfangen.

Armut der Ansiedler. 80. 81. — Sorge der Regierung für den Unterhalt der Kolonisten. 82—84. — Mißernten. 84. 85. — Bitte der Ansiedler um Verlängerung des Rückerstattungstermins. Versorgung der Ansiedler mit Heu für das Vieh. 85. — Erwerb des Unterhalts durch Schanzarbeiten. 85. 86. — Verleumdung der Kolonisten durch einen Gouverneur. 86. 87. — Verbot willkürlichen Übergangs aus einer Kolonie in eine andere. Verpflegungsgelder. Dauer des Empfangs von Nahrungsmitteln und Verpflegungsgeldern. 88.

3. „Vorschußgelder“ oder Unterstützungsgelder, welche die Kolonisten von der russischen Regierung erhielten.

Unterstützungsgelder. 88. — Empfang landwirtschaftlicher Werkzeuge und häuslicher Gerate. 89. 90. — Bevorzugung der Kolonisten slawischer und französischer Nationalität. 90. — Ein Beispiel von Bevormundung. Mögliche Folgen derselben. 91. — Erklärung des Märchens von der Trägheit und Verdorbenheit der Kolonisten. 92. — Flucht der französischen Kolonisten nach Verlaus der von der Krone empfangenen Sachen. 92. 98. — Rückerstattung der von den französischen Kolonisten erhaltenen Unterstützungsgelder durch die deutschen Ansiedler. 93—95. — Ein Jahrzehnt hindurch verspätete Zustellung der Saatfrüchte für die Ansiedler. 95. 96. — Zwang aller Ansiedler zur Annahme der Unterstützung. Ohnmacht der Kolonisten gegenüber der bureaukratischen Kolonialbehörde. 96. — Erste gute Ernte der Ansiedler. Schuldenhäufung. 97. — Kosten der ausländischen Kolonisation an der unteren Wolga. 98. — Erlaß einiger Schulden aus der Ansiedelungszeit. Einforderung dieser erlassenen Schulden. 99—100. — Hauptquelle der Verleumdung der Kolonisten. 100. 101.

4. Dir Verwaltung der deutschen Kolonien an der Wolga.

Die Tutel-Kanzlei. Gründung. Erster Präsident. 101. — Hauptaufgabe. 102.

Die Kommissare als erste Vorgesetzte in den Kolonien. Direktions- oder Kreisoffiziere. 102—104.

Das Kontor. Gründung. Beamte desselben. 104. 105. — Kompetenz. Kanzleisprache. 105. — Verhängnisvolle Wirksamkeit für die Entwickelung der Kolonien. 105—107. — Verbot des Salzfuhrwerkens vom Eltonsee. 107—110. — Schließung des Kontors und Eröffnung der Ökonomie-Direktion. 111. — Wiedereröffnung, des Kontors. 111. 112. — Willkürherrschast und Bestechlichkeit der Kontorsbeamten. 113. — Schreckensregiment. 114—115. — Nuten. 116. — Gefängnisstrafe und öffentliche Arbeiten. Notwendigkeit der Vorsicht bei Beurteilung der den Kolonisten von den Kontorsbeamten nachgesagten „Vergehungen“. 117. — Rücksichtslosigkeit. 118. — Schädlichkeit des Kontors. 119.

5. Instruktion.

Bedenken der Kolonisten gegen dieselbe. 119. — Ihr Protest gegen Armensteuer 120.— Gehalt der Gemeindevorsteher. 120—122. — Verbot des Viehhandels mit den Kalmücken. 122. 123. — Paßwesen. 123. 124. — Vorwurf, die Kolonisten verständen nicht Brot zu backen, l24. 125. — Bestrafung der Ungehorsamen mit zweitägigem Fasten. 125. — Schadenersatz. 125. 126. — Furcht der Kolonisten vor dem Verlust der Freiheit. 126. 127. — Quellen der Instruktion. 127. — Militärischer Anstrich derselben. Wiederspiegelung in derselben der Zustände der Leibeigenschaft und der höheren Gesellschaftskreise der damaligen Zeit. 128. — Einteilung der Instruktion. Verordnungen über die Verbrechen. 128. 129. — Vorsteher und Beisitzer. 129. 132. — Strafen. 132. — Knutenhiebe. Schadenersatz. Viehpreise. 133. — Strafen für „üppiges“ Leben und für Unverbesserliche. Verbot des Kontraktschließens mit Russen ohne Erlaubnis der Obrigkeit. Schlichtung der Streithändel mit Russen durch die Kreiskommissare. Verbot des Bettels. 134. — Hemmung des wirtschaftlichen Fortschrittes der Kolonien durch das Paßwesen. 135. 136.

6. Die Landwirtschaft.

Zwang aller Ansiedler zum Ackerbau. 136—139. — Schwerer Anfang. 139. 140. — Klimatische Verhältnisse. 141. 142. — Wildgänse. 142. — Bodenbeschaffenheit im Kolonistenbezick. 142. 143. — Der Kolonialbehörde Anweisung zur Landwirtschaft in den Kolonien. 143—147. — Wirkung dieser Anweisung. 147—149. — Befehl zum Hanf- und Leinbau. 149: zur Schaf- und Bienenzucht. 150. — Tabakbau. Kartoffelbau. 150—153. — Befehle zur Kultur des Maulbeerbaumes. 153. 154. — Viehzucht. 154—156. — Befehl zur Anpflanzungen von Waldungen. 156—159. — Vorschriften über Einsammeln und Dreschen des Getreides 159; über Arbeit während des Winters. 160. — Schädliche Wirkung der Instruktion auf die Landwirtschaft. 160. 161. — Ländereien. Gemeindebesitz. 161. — „Überflüssiges Ackerland und Heuschlag“. 162. 163 — Landanteile neugegründeter Familien. Minorat. 163. 164. — Abteilungen von der Stammfamilie. 164. 165. — Duschsystem. 165-167. — Mangel an Ländereien. 167. — Reise zweier Kolonie-Obervorsteher zur Krönung Alexanders I. Deren Bitte um Ländereien für die Kolonisten. 167. 168. — Deckung der Reisekosten. Umfrage über das Quantum des Besitzes brauchbarer Ländereien. 168. — Neuer Zuschnitt von Ländereien. Grenzmarken der Ansiedelungen. Tutel-Ländereien. Tutel-Grenzen. 169. — Anweisung der Grenzgebiete. 170.

7. Dir Leiden der Kolonisten seitens russischer Räuberbanden, des Rebellen Pugatschew, der Kalmücken und Kirgisen.

Die Wolga von alters her ein Tummelplatz der Abenteurer und Räuberbanden. 171. 172. — Kampf der Regierung gegen die Räuber im unteren Wolgagebiete. 173. 174. — Beraubung und Ermordung von Kolonisten durch Räuber. 176. — Kampf der Kolonisten gegen die Räuber. 176. — Lärmstangen. 176. 177. — Zunahme der Räuberbanden und neue Kampfmittel der Regierung gegen dieselben. Ataman Degtjärenko. 177—179. — Schagala. 179—180. — Die Bande auf dem Schischka. 180. — Drakonische Verordnung gegen den Pferdediebstahl. 181.

Pugatschews Zug durch die deutschen Kolonien. 181. 182. — Mißhelligkeiten zwischen Amtspersonen wegen der Verteidigung der Stadt Saratow. 182. — Puschkins falsche Mitteilungen vom angeblichen Anschluß aller Kolonisten an Pugatschew. 183. 184. — Geringe Zahl der Überläufer aus den Kolonien. 184—186. — Zwangsweise Einreihung von Kolonisten unter den Anhang Pugatschews. Flucht der Kolonisten und Verbergung des Viehes beim Herannahen des Pugatschewschen Heeres. 187. — Pugatschewsche Grausamkeiten in der Kolonie Stahl a. T. 188; in Dönnhof und Kratzke. 188. 189: in Sarepta. 189. 190. — Plünderungen der Jaikschen Kosaken in den Kolonien. Entschädigung der Kolonie Sarepta. 190. — Beraubung der Kolonisten durch Kalmücken und Zigeuner. 191. 192.

Überfälle der Kirgisen auf die Kolonien Chasselois und Louis. 192. — Zerstörung der Kolonie Cäsarfeld. Zweiter Überfall der Kirgisen am Karaman. 193. — Die Zeit dieses Überfalles 193. 194. — Erster Überfall der Kirgisen auf Mariental. 194—196. — Mißglückter Befreiungsversuch der Entführten. 196—198. — Ermordung des Pastors Wernborner und seiner Schaar. Zweiter Überfall auf Mariental. 198—200. — Überfall aus andere Kolonien am Karaman. 200. 201. — Flucht der Kolonisten am Karaman. 201. 202. — Befreiung der beim zweiten Überfall Entführten. 202—207. — Beerdigung Wernborners und seiner Kampfgenossen. Auffinden getöteter Kolonisten. Flucht der Kolonisten am Tarlyk. 208. — Überfall der Kirgisen auf fünf Kolonien am Tarlyk. 208. 209. — Neukolonie. Schätzung der Zahl der Entführten. 209. — Sendung von Militär zum Schutze der Kolonien. Versuch eines neuen Überfalls der Kirgisen auf die Kolonien. Wunsch der Kolonisten nach anderen Wohnplätzen. 210. — Flucht einiger Kolonistenfamilien. Ermordung von Flüchtlingen. 211. — Rückwanderung und Niederlassung mehrerer Familien in Städten. Volksvermehrung in den Kolonien in den ersten zwei Jahrzehnten. 212. — Flucht und Befreiung von Kolonisten aus kirgisischer Gefangenschaft. Derschawin. Sorge der Regierung für Loskauf der Gefangenen. 212—213. — Vereitelter Raubzug der Kirgisen. Maßregeln zum Schutz der Kolonien. 214. 215. — Einforderung der erlassenen Schulden der in Gefangenschaft geratenen Kolonisten. 215.

8. Die Geistlichkeit in den Kolonien.

Geistliche bei den Kolonisten auf ihrer Reise an die Wolga. Franziskaner- und Kapuzinermissionäre. Dominikaner. Trinitarier. 216. — Jesuiten. „Pater“ auch Titel für Weltgeistliche im Wolgagebiet. 217. — Rühmliche Erwähnung der ersten katholischen Seelsorger in den kolonialgeschichtlichen Quellen. Zugehörigkeit der katholischen Kolonisten zur Erzdiözese Mohilew. Mangelhafte Pastoration. 218. — Bitte der katholischen Kolonisten um Seelsorger aus dem Jesuitenorden. 219. — Befürwortung dieser Bitte durch den Senator Hablitz. Ankunft der ersten Jesuitenpatres an der Wolga. 220. — Pastorationsarbeiten derselben in den katholischen Kirchspielen. 220—222. — Tagebuch des p. Meyer S. J. Hochschätzung der Jesuitenpatres bei ihren Pfarrkindern. 222. — Gesegnete Wirksamkeit der Jesuiten an der Wolga. 223. — Klaus’ abfälliges und unbewiesenes Urteil über die Jesuiten. 224. 225. — Zeugnis eines Schulmeisters über die Jesuiten. 226—228. — Verweisung der Jesuiten ans den Kolonien. Polnische Mönche als Seelsorger daselbst. 228. 228. — Mangel an lutherischen und reformierten Predigern zur Gründungszeit der Kolonien in den protestantischen Kirchspielen. 229. 230. — Grund dieser Erscheinung. 230—232. — Dr. Feßler und das protestantische Konsistorium zu Saratow. 232. 233. — Mangelhafte Pastoration in den Kolonien. Klaus’ falsche Angabe über das sog. „Kronsgehalt“ der Seelsorger in den Kolonien. 233. — Gehalt der Geistlichen. 234—239. — Erhöhung des „Kronsgehaltes“ der Geistlichen. 239.—243. — Nochmals Klaus und das „Kronsgehalt“ der Geistlichen. 243. 244. — Pfarrländereien nur in den südlichen Kolonien. 245. — Sorge der Pastoren zur Aufbesserung ihres Gehaltes. Versorgung ihrer Witwen und Waisen. 245. 246. — Schwierigkeit der Reformierten bezüglich der Seelsorge. Ihr Verhältnis zu den Lutheranern. 246. 247. — Vereinigung der Lutheraner und Reformierten in den Kolonien. 247. — Pflichten der Geistlichen gemäß der Instruktion für die Kolonisten. 248. 249. — Widerspruch der Kolonisten gegen Teilnahme der Geistlichen im Kreisgericht. 249—251. — Beschränkung der Tätigkeit der Geistlichen durch die Instruktion aus Pastorat und Kirche 251. 252. — Notwendigkeit sozialer Arbeit des Seelsorgeklerus. 253—255. — Fürsorge des Gesetzes zur Aufrechthaltung der Frömmigkeit, guter Sitten etc. durch die Beamten. 255—259. — Beanspruchung der Mithilfe der Beamten von Seiten der Geistlichkeit in den Kolonien. 259—261. — Doppeltes Datum. 261. 262. — Maßregeln der Kolonisten gegen Sonntagsschändung und Diebstahl. 262. 263. — Kämpfe gegen Trunksucht. Schnaps statt Bier. 263. 264. — Selbsteingesetzte Feiertage. 264. 265. — Schädliche Wirkung der Instruktion auf das religiös-sittliche und soziale Leben in den Kolonien. 265—268. — Mithilfe der Regierung beim Baue der Bethäuser in den Kolonien. 268.

9. Die Schule in den Kolonien.

Unterricht der Kinder auf der Reise der Auswanderer in den Winterquartieren. 268. — Entstehen und Entwickelung der Kirchen- oder Volksschulen in Westeuropa. 268—269. — Gründung der Pfarrschulen in den Kolonien. 270. — Die ersten Schulmeister daselbst. 271. 272. — Deren Anstellung und Gehalt. 273.— Schulbesuch und Lehrgegenstände. 273. 274. — Schullokale. Bildungsgrad der ersten Schulmeister. Sorge der Kolonisten für Nachwuchs gebildeter Schulmeister. 274—276. — Die zweiten Schulmeister in den Kolonien 278. 277. — Des Senators Hablitz Verordnung über Ausbildung von Kolonistenknaben zu Lehrern der russischen Sprache und zu Kreisschreibern in der Saratowschen Bürgerschule. 277—286. — Vorschläge zweier protestantischen Geistlichen zur Gründung von Schulen zur Heranbildung von Schulmeistern und Schreibern. 286—288. — Zentralschulen. 288—291. — Sorglosigkeit des Kontors in der Schulfrage. Ursache der geringen Kenntnisse der Kolonisten im Russischen. 281—294. — Notwendigkeit eines besonderen Lehrerseminars für die deutsche Bevölkerung a. d. W. Rückblick. 294—296.

Literatur und ungedruckte Akte zum zweiten Abschnitte. 296—303.

Alphabetisches Verzeichnis der in den Jahren 1764—1767 gegründeten deutschen Kolonien an der unteren Wolga. 304—311.

Alphabetisches Verzeichnis der Kolonien, die von Ansiedlern aus den deutschen Mutterkolonien an der unteren Wolga von 1772—1909 daselbst gegründet worden sind. 312—317.

Karte der deutschen Kolonien a. d. W.


  1. Читать книгу в PDF: 1. Auflage. – Saratow, 1915.
  2. Читать фрагмент из книги: 2. Auflage. – Berlin, 1923. – S. 3-4, 398-306.

Публикация книги осуществлена с целью ознакомления и не преследует никакой коммерческой выгоды. Любое коммерческое и иное использование, кроме предварительного ознакомления, запрещено.