Vorwort
Über
Katharinenstadt/Marxstadt gibt es im Vergleich mit meinen beiden anderen
Heimatsorten Rohrgraben und Boaro relativ viel schriftliches Material. Das sind
verschiedene Zeitungsartikel, Übersetzungen, noch wenig
veröffentlichte Archivmaterialien und nicht in letzter Linie eigene
Erinnerungen. Ich beabsichtige hier, eine kleine Sammlung solcher Materialien
über Marxstadt zusammenzustellen. Das Material habe ich einige Jahre lang
parallel zu den Materialien für meine Familienforschung gesammelt. Da das
Material von verschiedenen Autoren stammt, kommt es vor, dass sich die
Beschreibungen mancher Ereignisse wiederholen, manche Schilderungen nicht ganz
übereinstimmen. Dafür bitte ich den Leser um Nachsicht. Dabei
bemühte ich mich, darauf hinzuweisen, und die mehr oder weniger richtige
Variante hervorzuheben.
Da es keine
genügenden Möglichkeiten gab, in den Archiven zu arbeiten, stellten
sich die Autoren mit dieser Publikation keine ambitiösen Aufgaben. Ihr
Ziel war, zu versuchen, nur über einige wichtige Momente aus dem Schicksal
von Katharinenstadt zu erzählen, der Stadt, wo viele Generationen der
Vorfahren des Herrn Diesendorf lebten.
Dabei stützten sie sich auf schon veröffentlichte Materialien,
auf persönliche Erinnerungen und auf Erinnerungen von
Verwandten, sowie auf persönliche Eindrücke, die sie während
ihrer Besuche in Marx in den letzten Jahren
gesammelt haben.
Dass am Anfang nur
die Namen von zwei Autoren stehen, ist nicht ganz korrekt, denn in der Sammlung
sind auch Artikel enthalten von einigen anderen Autoren, z. B. von A.I.
Kirsanow, F. Emich, E.P. Michailowa, von Korrespondenten der Republikzeitung
„Nachrichten“ vom Februar 1929. Als Rahmen der Schilderung nahm ich, mit dem
gütigen Einverständnis des Autors, den Artikel von Viktor
Friedrichowitsch Diesendorf (Moskau), den er seiner Freundin, der heute schon
verstorbenen Leiterin des Zentrums für Deutsche Kultur in Marx (Wolga),
Frau Eleonore Herdt gewidmet hatte. Die Zusammenstellung und sämtliche
Übersetzungen aus dem Russischen ins Deutsche stammen von mir. An dieser
Stelle möchte ich allen Beteiligten an dieser Arbeit, auch den
Mitarbeitern der Archive in Saratow und Engels, meinen innigsten Dank
aussprechen. Ihre Mithilfe machte es möglich, dass ich meinen schon lange
gehegten Traum erfüllen konnte, für meine Nachkommen und alle
Interessenten eine kleine Übersicht über die Geschichte des Ortes zu
schaffen, wo ich von 1934 bis 1941 lebte, wo ich 6 Jahre die damalige
Unvollständige Mittelschule Nr. 4
(das „Krottennest“ in der Rotarmistenstraße) besuchte, die
zusammen mit meinen damaligen Lehrern die Grundlage für mein weiteres
Leben schuf, und von wo wir im September 1941 nach Sibirien deportiert wurden.
Johannes Herber
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