Geschichte der Wolgadeutschen

ALFRED EISFELD

DEUTSCHE KOLONIEN AN DER WOLGA
1917-1919
UND DAS DEUTSCHE REICH


Eisfeld, Alfred: Deutsche Kolonien an der Wolga 1917-1919 und das Deutsche Reich. (Veröffentlichungen des Osteuropa-Instituts München, Geschichte, number 53.) – Wiesbaden: Otto Harrassowitz, 1985. – 177 S.

ISBN 3-447-02511-5


Einleitung

Die Vielzahl der Veröffentlichungen über die Deutschen an der Wolga unterscheidet sich voneinander nach Umfang, Zuverlässigkeit der verarbeiteten Quellen, der Quali­fikation des Verfassers und der Art der Entstehung ganz wesentlich. Das erste Werk der Wolgadeutschen Geschichtsschreibung ist die „Reise-Beschreibung der Koloni­sten, wie auch Lebensart der Russen" von einem Officier PLATHEN (1764-1770).1 Die darauffolgenden Erwähnungen oder Beschreibungen deutscher Kolonien sind in Reisebeschreibungen Gelehrter und Beamter enthalten. Der erste gut fundierte Bei­trag über die Wolgakolonien entstammt der Feder eines Beamten des Saratover Für­sorgekontors, Alexander KLAUS.2 Das von ihm veröffentlichte dokumentarische und statistische Material über die Ansiedlung der Kolonisten an der Wolga und im Schwarzmeergebiet, sowie die Entwicklung der Kolonien bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts sind bis heute die Quelle.

Als nächste bedeutende Arbeit ist die „Geschichte der deutschen Ansiedler an der Wolga seit ihrer Einwanderung nach Rußland bis zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (1766-1874)" von Gottlieb BAUER zu nennen.3 Zwei Drittel seines Manuskriptes gelangten nicht zum Druck und gingen während der Revolution verlo­ren.4 Gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschienen in deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften Rußlands und in einigen Presseorga­nen des Deutschen Reiches Beiträge über einzelne Aspekte der Geschichte der Wol­gadeutschen und über einzelne Kolonien.

Die Forschung stand jedoch erst am Anfang und ruhte auf den Schultern weniger. Das bewog J. KUFELD, 1906 zur „Gründung eines Vereins zur Erforschung der Ge­schichte der Wolgakolonien und der Archäologie in den Gouvernements Samara und Saratov" aufzurufen. Zur Gründung eines solchen Vereins, der „Sektion für die Geschichte der Wolgakolonien" des „Saratover Deutschen Vereins" kam es 1911. Über dessen Tätigkeit konnte jedoch nichts in Erfahrung gebracht werden. Der nächste Versuch wurde in den Jahren 1913-1914 im Vorfeld des 150-jährigen Jubiläums der Ansiedlung der Wolgadeutschen unternommen. Es sollte ein Jahrbuch herausgegeben werden, dessen Redaktion J. BRENDEL und P. SINNER übernommen hatten.5 Dieses Projekt gelangte wegen des Kriegsausbruchs nicht mehr zur Ausfüh­rung. Peter SINNER brachte einen Teil seines Materials als „Kurzgefaßte Geschichte der deutschen Wolgakolonien" in einem 1923 erschienenen Sammelbändchen her­aus.6 Dieser Beitrag fußte z.T. auf Akten aus Archiven Petersburgs, Moskaus, Sara-tovs und einer Reihe von Kolonien.7

Nach diesem Sammelband erschienen noch zwei Monographien, die sich mit den Wolgakolonien der Zeit vor 1917 befaßten. David SCHMIDT8 beleuchtet in seiner oft polemischen Abhandlung die Entwicklung der Wolgadeutschen vom Standpunkt des Klassenkampfes aus, während Lothar KÖNIG9 sich mehr mit der wirtschaftli­chen Entwicklung befaßt. Daneben erschien eine ganze Reihe von kleineren Mono­graphien und Beiträgen in der periodischen Presse10, die vor allem publizistischen Zwecken dienten, ohne neue Materialien oder Erkenntnisse zu bringen. Gleiches trifft zu auf die überwiegende Zahl der Veröffentlichungen der Rußlanddeutschen in ihren Presseorganen im Deutschen Reich und in der Nachkriegszeit.

Durch das Verbot der deutschen Sprache nach Ausbruch des ersten Weltkrieges, die Revolution und den Bürgerkrieg, die einen Großteil der Wolgadeutschen Bildungs­schicht das Leben kostete oder in die Ferne verschlug, entstand in der Geschichts­schreibung eine Lücke, die vom Jahre 1914 bis zur Gründung der Arbeitskommune der Wolgadeutschen reicht. Für diese Zeit gibt es von sowjetischer Seite einige we­nige skizzenhafte Beiträge, die anläßlich von Jubiläen 192311 und 192812 vom Wolga­deutschen Staatsverlag veröffentlicht wurden.

In Moskau erschien 1920 eine vom Volkskommissariat für Nationalitätenangelegen­heiten herausgegebene Gesetzessammlung, die die wichtigsten Gesetzesbestimmun­gen bezüglich der Wolgadeutschen enthält13, doch für die damaligen Verhältnisse war das nicht außergewöhnlich.14 Die Veröffentlichung sollte die Erfolge der Nationalitätenpolitik Sowjetrußlands dokumentieren.

Der Forschungsstand über die Geschichte der Wolgadeutschen blieb aber trotz der Beiträge in der periodischen Presse unbefriedigend. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde von der Staatsplanbehörde der Autonomen Republik der Wolgadeutschen 1926 mit der Herausgabe einer Sammlung von Beiträgen und Materialien über die Wolgadeutschen begonnen.15 Im Vorwort zur ersten Lieferung hieß es, die äußerste Knappheit vorhandener gedruckter Quellen, die sehr spärlichen Erkenntnisse über die Vergangenheit von Wirtschaft und Kultur, die Notwendigkeit der ständigen Beobachtung der sozial-ökonomischen Entwicklung würden die Herausgabe der neuen Veröffentlichung erforderlich machen.16 Beabsichtigt war ein vierteljährliches Er­scheinen. Aus nicht zu ermittelnden Gründen konnte diese Sammlung dann doch nur jährlich erscheinen. Bekannt sind vier Bände.

Das veröffentlichte Material fußte auf amtlichen Daten und war z.T. sehr detailliert. Es bezog sich jedoch auf das gesamte Gebiet der Autonomen Republik, d.h. es schloß auch die nichtdeutschen Kreise mit ein. Gleiches trifft auf fast alle Daten zu, die seit den zwanziger Jahren über die Wolgadeutschen veröffentlicht wurden. Vom staatspolitischen und volkswirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen, war das sicherlieh berechtigt. Für die Erforschung der Wolgadeutschen sind diese Daten leider nur noch in den seltensten Fällen verwertbar, da die auf der Basis der Gesamtbevölke­rung und der Gesamtwirtschaft errechneten Daten die tatsächliche Lage der einzel­nen Bezirke und Kreise noch mehr verdecken, als das schon bei den Statistiken aus der Zeit vor dem I. Weltkrieg der Fall ist.

In der Vorkriegsausgabe der Großen Sowjetenzyklopädie war der ASSR der Wolga­deutschen ein sechsseitiger Artikel gewidmet.17 Nach dem zweiten Weltkrieg wur­den die Wolgadeutschen in der wissenschaftlichen Literatur jahrzehntelang nicht mehr erwähnt; mehr noch: sie wurden vorsätzlich verschwiegen. Besonders hervor­getan hat sich dabei eine Gruppe von Historikern der Universitäten Saratov, Kujbyšev, Kazan', Ul'janovsk u. a. unter der Leitung des Mitglieds der Akademie der Wis­senschaften I. I. MINC. Diese Historiker haben in einer Reihe von Monographien und Sammelbänden verschiedene Aspekte der Revolution, des Bürgerkrieges und des Wiederaufbaus im Wolgagebiet beleuchtet. In einem Kapitel über die Nationali­tätenpolitik LENINS im Wolgagebiet (Leninskaja nacional'naja politika v Povolz'e)18 werden weder das von LENIN unterzeichnete Dekret über die Gründung der Arbeitskommune der Wolgadeutschen vom 19. Oktober 1918 noch andere, von LENIN und STALIN unterzeichnete Gesetze und Verordnungen erwähnt. Auch in einer größeren Arbeit über den Bürgerkrieg im Wolgagebiet19 ist der Gründung von nationalen Staatswesen der Völker des Wolgagebietes ein gesondertes Kapitel20 gewidmet. Die Gründung der Arbeitskommune der Wolgadeutschen wird darin nicht erwähnt.

Während in dem genannten Artikel der „Sowjetenzyklopädie" zwei deutsche Infan­terie- und ein Kavallerieregiment genannt werden, kommen diese in dem Band „Oktjabr' v Povolz'je" nicht vor, obwohl die Gründung einzelner Kompanien und noch kleinerer Einheiten von nationalen Minderheiten und Kriegsgefangenen aufge­führt wird. Diese deutschen Regimenter wurden bereits in der 1927 erschienenen Broschüre von ZACHAROV über den Aufbau nationaler Einheiten der Roten Ar­mee21 nicht erwähnt. Er hatte allerdings die Frage der Heranziehung von Völkern zum Militärdienst, die im zaristischen Rußland davon befreit waren, in den Mittel­punkt gestellt.

Nach der teilweisen Rehabilitierung der Wolgadeutschen im Jahre 196422 kam unter den Rußlanddeutschen eine Bewegung für die Wiederherstellung der administrati­ven und kulturellen Autonomie auf. Delegationen fuhren nach Moskau und verhan­delten darüber mit Vertretern des ZK der KPdSU und dem Vorsitzenden des Präsi­diums des Obersten Sowjets, A. I. MlKOJAN.

Auf diesem Hintergrund gab es dann Ansätze einer Geschichtsschreibung der Ruß­landdeutschen. Im Verlag „Kazachstan" (Alma-Ata) erschien 1968 der erste Band mit dem Titel „Bis zum letzten Atemzug"; 1972 und 1975 folgten die Bände 2 und 3. Sie enthielten „Skizzen und Berichte über Sowjetdeutsche, die Schulter an Schul­ter mit den anderen Völkern unserer Heimat selbstlos für die Errichtung der Sowjetmacht und den Sieg über Hitlerdeutschland kämpften."23 Der Kreis der Personen war also von vornherein eng eingegrenzt. Die Eingrenzung ist noch enger ausgefal­len, als die Verfasser sich das gewünscht hätten, da der größte Teil der Funktionäre der Wolgadeutschen Republik, die den Bürgerkrieg überlebt haben, bei der Auflö­sung der Republik 1941 umgebracht wurden.24 Über deren Rehabilitierung ist bis heute nichts bekanntgeworden.

Diese Skizzen entstanden aufgrund der wenigen Veröffentlichungen, in denen Wol­gadeutsche erwähnt werden, und der Erinnerungen von Teilnehmern der geschilder­ten Ereignisse. Dabei fußen drei Beiträge auf den Erinnerungen von Alexander DOTZ, der Ende 1920 „auf seine Bitte hin vom ZK der Partei nach Baku versetzt" worden sein will.25 Der Wahrheitsgehalt dieser Erinnerungen wird durch zwei Um­stände eingeschränkt: erstens sind in den Beiträgen Widersprüche enthalten und zweitens wurde durch diese Beiträge eine gewisse Glorifizierung der Person und der Verdienste DOTZ' versucht, die durch die Entwicklung im Wolgagebiet im Herbst 1920 bis Winter 1921 widerlegt ist. DOTZ hat wesentlich dazu beigetragen, daß die Mißernte zur Hungerkatastrophe des Jahres 1921/22 wurde. Wegen seines Überei­fers wurde er unter wenig ehrenhaften Umständen aus dem Gebiet abberufen und nach Baku geschickt. Wie heftig er 1921 von führenden Funktionären abgelehnt wurde, wird aus dem Protokoll der 7. Parteikonferenz der RKP (B) des Gebietes der Wolgadeutschen deutlich. Auf Vorwürfe, das Parteikomitee würde über die Vor­gänge im Herbst 1920 schweigen, sagte der Parteisekretär KÖNIG in Bezug auf die Abberufenen (DOTZ, ČAGIN und LEDERER): „Über die Tätigkeit der politisch Toten, die auf dem Friedhof des Parteilebens sind, zu reden, hat keinen Zweck."26 Trotz dieser Vorbehalte geben diese und andere Beiträge der drei Bände eine Reihe von Details her. Die drei Bände sind aber nicht ohne weiteres zugänglich. Trotz mehrfa­cher Bestellung ist Band l in keiner der einschlägigen Bibliotheken der Bundesrepu­blik Deutschland vorhanden (es konnte nur ein Exemplar in Privatbesitz ausfindig gemacht werden) und die Bände 2 und 3 sind nur in wenigen Exemplaren vorhan­den.

In den Jahren 1975-1978 erschienen einige Beiträge über Wolgadeutsche in den Jahren 1917-21 in der Wochenzeitung „Neues Leben". Viele Namen und Einzelhei­ten berichtet ElRlCH.27 Er ist aber in der Datierung nicht immer exakt. HEIM28 be­richtet kurz über Heinrich KESSLER, der das Finanzwesen der Arbeitskommune geordnet habe. Der Bericht läßt vermuten, daß dessen Verfasser über diese interes­sante Frage mehr zu berichten hätte, aber nicht den entsprechenden Raum bekam. Nur wenige Details über die Teilnahme der Wolgadeutschen am Bürgerkrieg werden aus dem Beitrag von OSERANER29 bekannt.

Völlig unberücksichtigt bleiben in diesen Veröffentlichungen Fragen der Entwick­lung der Kirche, die Autonomiebewegung der Jahre 1917-1918, die wirtschaftliche Entwicklung und die Auswanderungsbewegung, die während der Revolution ein­setzte und 1921/22 wohl ihren Höhepunkt erreichte.

Ein neuer Versuch einer Geschichtsschreibung der Rußlanddeutschen wird von Lew MALINOWSKI in dem 1981 gegründeten Almanach für sowjet-deutsche Prosa, Poesie und Publizistik „Heimatliche Weiten"30 unternommen. In der dritten Folge kam MALINOWSKI in die Zeit der Reformen. Die harte Kritik von R. KEIL.31 MALINOWSKI bringe nichts Neues, trifft insofern zu, als MALINOWSKI seine Aussagen nur sehr selten auf Archivmaterial stützt. Der uns interessierende Zeitraum dürfte erst am Ende der vierten oder in der fünften Folge angesprochen werden. Spätestens da dürfte es dann sehr problematisch werden. Es ist nicht zu erwarten, daß die Ereig­nisse der Jahre 1917-1921 und die daran teilnehmenden Personen objektiv beurteilt werden. Es ist zu befürchten, daß entsprechendes Archivmaterial nicht analysiert, Er­eignisse, die nicht ins Konzept passen, verfälscht dargestellt, politische Gegner schweigend übergangen oder verzerrt präsentiert werden.

Im zweiten Heft der „Heimatlichen Weiten" ist ein Beitrag über August LONSINGER enthalten. LONSINGER war nicht nur ein begabter Schriftsteller, der sich nicht scheute, Mißstände öffentlich anzuprangern. Er war auch einer der führenden Mit­glieder des „Bundes der Sozialisten des deutschen Wolgagebietes". Ihm ging es vor allem um mehr Gerechtigkeit und Bildung für seine Wolgadeutschen Landsleute. Seine politische Tätigkeit in der Zeit zwischen 1917 und 1921 wird völlig ausge­klammert. Das wird weder seiner Person noch den Ereignissen gerecht.32 Seit Beginn der 70er Jahre werden die Wolgadeutschen wieder in Nachschlagewer­ken (jedoch nicht in der Großen Sowjetenzyklopädie) erwähnt. Im Band 36 der Le­nin-Werke wird erwähnt, daß LENIN einer Sitzung des Rates der Volkskommissare vorsaß, in der über die Vorgehensweise bei Kontributionen, Konfiskationen und Re­quisitionen von Getreide unter den deutschen Kolonisten des Wolgagebietes bera­ten wurde.33 Das von ihm im Anschluß unterzeichnete Telegramm fehlt in den Le­nin-Werken.34 Im Band 37 wird vermerkt, daß LENIN bei der Beratung des Dekrets über die deutschen Kolonisten des Wolgagebietes das Wort ergriff.35 Am 19. Okto­ber habe eine Kommission über die Frage der deutschen Kolonisten berichtet.36 Et­was präziser, wenn auch in wenigen Worten, werden alle drei Vorgänge in den Bän­den 5 und 6 der biographischer! Chronik LENINS vermerkt.37 Der Wortlaut des Dekrets über die Gründung der „Arbeitskommune des Gebietes der Wolgadeut­schen" fehlt auch in der fünften Ausgabe der Lenin-Werke. Er findet sich im Band 3 der „Dekrety".38

Deutsche Zeitungen wurden im vierten Band von „Zeitungen der UdSSR 1917-1960" (Gazety SSSR 1917-1960. Moskva 1980) aufgeführt.39 Entgegen der bisherigen Ausklammerung der Wolgarepublik in landwirtschaftlicher Fachliteratur wird sie von BOKAREV40 wieder in Tabellen aufgenommen.

Das Erscheinen einer wissenschaftlichen Abhandlung über die Geschichte, Wirt­schaft oder Kultur der Wolgadeutschen in der Sowjetunion erscheint für die näch­sten Jahre wenig wahrscheinlich.

In Deutschland erschien in den 1920er und 30er Jahren eine Reihe von Abhandlun­gen von geflohenen Wolgadeutschen, die aus der Verbitterung und dem Wunsch, ih­ren Landsleuten an der Wolga zu helfen, heraus ihre persönlichen Erlebnisse mit Gehörtem vermengten und als Hilferufe41, Autobiographien42 oder Romane43 ver­öffentlichten. Diese Erlebnisberichte geben etwas von der Stimmung wider, beinhal­ten aber zahlreiche unzutreffende Angaben über Zeit und Ort des Geschehens, die beteiligten Personen und den Hintergrund der Ereignisse. In der Nachkriegszeit be­faßten sich mit den Deutschen an der Wolga in der Zeit des Umbruchs ROEMMICH44 am Rande und etwas ausführlicher SCHEIBERT.45 Der Beitrag SCHElBERTS ist zwar nicht frei von Fehlern, die von den Quellen her rühren, stellt aber einen an­erkennenswerten Versuch dar, die Ereignisse wissenschaftlich aufzuarbeiten. Aner­kennenswert ist die in diesem Zusammenhang betriebene Quellenforschung.

Die verheerende Hungerkatastrophe des Jahres 1921/22 machte eine Intensivierung der Beziehungen Rußlands zur übrigen Welt erforderlich. Die russische Regierung benötigte dringend Lebensmittel und medizinische Hilfe. Da beides nach dem Welt­krieg knapp war, setzte eine massive Werbekampagne ein. Es wurden Statistiken, Be­richte, Prognosen veröffentlicht. Der Westen antwortete schließlich darauf mit einer Reihe von Hilfsaktionen.46 Ein Nebenprodukt dieser Hilfsaktionen waren zahlreiche Berichte in der Presse, Sonderdrucke und in den späteren Jahren auch Monogra­phien.47

Mit der Gründung der Arbeitskommune 1918 wurde zwar ein autonomes Gebiet der Wolgadeutschen geschaffen, aber bis zur Hungersnot von 1921/22 gab es darüber kaum Veröffentlichungen. Durch die Hungersnot wurde das Interesse der Öffent­lichkeit auf die Hungergebiete gelenkt und Publizisten und Wissenschaftler, aber auch Wolgadeutsche im Ausland48 veröffentlichten eine Menge an Informationen über die Wolgarepublik.

Viele dieser Informationen entstammten den Statistiken der Wolgarepublik. Das wurde dadurch möglich, daß die Führung der Republik in den 20er Jahren eine ge­wisse Aufgeschlossenheit Deutschland gegenüber zeigte (oder zeigen durfte). Die Aufgeschlossenheit kam vor allem in den wirtschaftlichen Beziehungen zum Aus­druck. Die Wolgarepublik hatte sogar einen eigenen Vertreter bei der sowjetischen Handelsvertretung in Berlin49 Gleichzeitig stand sie auch Wissenschaftlern und Pu­blizisten aufgeschlossen gegenüber Karten u a Informationsmatenal wurden m der Ausstellung des Stuttgarter Auslandmstituts gezeigt W. SANDBERG, der Sekretär des Zentralen Exekutivkomitees der Wolgarepubhk, stellte SCHULZE-MÖLKAU Material zur Verfugung50 Besonders enge Beziehungen unterhielten Vertreter der Wolgare­publik zu dem vom Direktor des Diplomatischen Archivs Berlin, Harry RICHTER, geleiteten Verein der „Freunde des neuen Rußlands" In der Zeitschrift des Vereins „Das neue Rußland"51 sind Mitglieder der Wolgadeutschen Regierung wiederholt mit Beitragen vertreten.

Die recht umfangreiche Literatur der 20er und 30er Jahre schloß aber die Lücke der Wolgadeutschen Geschichtsschreibung (1917-1921) nicht Bis heute fehlt eine Ana­lyse des Verhaltens verschiedener Schichten der deutschen Bevölkerung an der Wolga während der Revolution und des Burgerkrieges Die Namen der meisten Handelnden gerieten in Vergessenheit Ihre Motive blieben unbekannt.

Bedingt durch den fehlenden Zugang zu Archiven m der Wolgarepubhk verflachte die Forschung zusehends und beschrankte sich seither auf die Wiederholung bereits bekannter Fakten52 Sie führte zu einer gewissen Glonfizierung alles Wolgadeut­schen, umgab es mit einem Schein der Exklusivität Das allein wäre schon Grund ge­nug, um sich mit der Geschichte der Wolgadeutschen zu befassen In diesem Zu­sammenhang wäre die Arbeit von R. P. BARTLETT53 zu nennen, der die Einwande­rung deutscher Kolonisten nach Rußland als Teil einer ausländischen Kolonisation Rußlands sieht Dadurch erscheinen dann auch Unzulänglichkeiten bei der Ansiedlung m anderem Licht es war die Unvollkommenheit des Apparates und die feh­lende Erfahrung, die zu Ruckschlagen führten.

Durch die recht isolierte Lage der Wolgadeutschen bei ihrer Ansiedlung und die Selbstverwaltung der Kolonien unterschied sich deren Entwicklung m vielfacher Hinsicht von der Umgebung Die Gouvernementsreform des Jahres 1871 änderte diese Entwicklung nachhaltig Seit Ende des 19 Jahrhunderts galten für die Kolo­nien dieselben Gesetze wie auch für das Russische Reich Wirtschaftsreformen, ins­besondere die Agrarreform STOLYPINS, losten im ganzen Reich ähnliche Entwick­lungen aus Das ist bei der Erforschung der Wolgadeutschen ungenügend berück­sichtigt worden.

Ferner ist es für die Analyse der Entwicklung der deutschen Kolonien an der Wolga unerläßlich, daß man sich sowohl mit der Entwicklung der benachbarten Gebiete als auch mit der Machtstruktur im Räume des früheren Russischen Reiches und vor Ort naher befaßt SCHULZE-MÖLKAU charakterisiert den sowjetischen Staatsapparat des Jahres 1918 folgendermaßen „Der Sowjetapparat war unter der einheitlichen Fuh­rung Lenins und Trotzkis keinesfalls nur ein Instrument, das auf Gewalt und Terror fußte, es war vielmehr eine den Umständen entsprechende, m schlagendem Rhythmus arbeitende Maschine, die Gewaltanwendung und Nachgiebigkeit im richtigen Verhältnis enthielt."54

Der These von der „einheitlichen Führung Lenins und Trotzkis" widerspricht nicht nur die Auseinandersetzung der beiden über den Friedensvertrag von Brest-Litovsk und die Weiterentwicklung der Weltrevolution, das Ausscheiden der linken Sozialre­volutionäre aus der Regierung mit allen Folgen, sondern der Zerfall des Staates an sich. Die bolschewistische Partei war von der Zahl ihrer Mitglieder her nicht in der Lage, eine für die Übernahme sämtlicher Staats- und Verwaltungsämter ausrei­chende Anzahl von zuverlässigen Personen aufzubieten. Dadurch war die Teilhabe von Mitgliedern und Anhängern anderer Parteien und Parteiloser an der Macht vor Ort unumgänglich.

Daher stellt sich die Frage, wer waren die Träger der Revolution allgemein und in den Wolgakolonien insbesondere? Was waren ihre Motive? Waren sie „verrusst", hörten sie auf die „Stimme des Blutes", oder kann man das wachsende Nationalge­fühl, ohne das eine Autonomiebewegung nicht möglich wäre, durch psychohistori-sche55 Entwicklungen erklären? Welche Rolle spielten dabei die wirtschaftlichen Verhältnisse in den Kolonien?

Nicht weniger wichtig als das Verhältnis der Kolonisten Rußlands zum russischen Staat ist die Frage nach dem Stellenwert dieser Kolonisten in der Ost- und Kriegs­zielpolitik des Deutschen Reiches während des ersten Weltkrieges. Die Liquida­tionsgesetze des Jahres 1915 dokumentierten, daß die russische Regierung die Kolo­nisten als innere Feinde sah. Daraus ergibt sich die Frage: War diese Haltung der Re­gierung durch innere Faktoren (großrussischer Chauvinismus) bedingt oder war den Kolonisten in der Kriegszielplanung Deutschlands die Rolle einer „fünften Kolon­ne" zugedacht? Die Klärung dieser Frage ist über das Thema hinaus von Bedeutung, weil dadurch die Frage beantwortet werden kann, ob die grundsätzlich mißtrauische Haltung des russischen Staates den Deutschen Rußlands gegenüber, die im Zusam­menhang mit dem zweiten Weltkrieg zur Massendeportation geführt hat, in den Jah­ren 1917/18 berechtigt war.

Da Archive der Sowjetunion nicht zugänglich waren und ein Antrag auf Benutzung der Akten des deutschen Generalkonsulats Moskau und der „Reichsstelle für das Auswanderungswesen" im Zentralen Staatsarchiv der DDR in Potsdam von der Staatlichen Archiwerwaltung nach „allseitiger Prüfung" abgelehnt wurde, mußte die Frage auf die Deutschen der Ukraine und Bessarabiens ausgedehnt werden. Das hatte allerdings den Vorteil, daß anhand des vorhandenen Materials nicht nur die Po­litik Deutschlands einer räumlich weit entfernten Volksgruppe gegenüber unter­sucht, sondern auch der Frage nachgegangen werden konnte, was das Deutsche Reich mit Kolonisten zu tun gedachte, die sich in ihrem Machtbereich befanden. Hier hätten Umsiedlungspläne, falls solche von grundsätzlichem Interesse waren, verwirklicht werden können. Dadurch wäre auch die Frage nach dem Schutz der Kolonisten aufgrund des Friedensvertrages von Brest-Litovsk z.T. zu lösen gewe­sen.

Die überwiegende Mehrheit der Wolgadeutschen hat ihr Siedlungsgebiet 1918 nicht verlassen. Im Zuge der Machtergreifung im Wolgagebiet wurde die Sowjetmacht in Etappen auch in den Kolonien eingeführt. Bekannt sind vor allem zwei Daten: der 19 Oktober 1918 als der Tag der Schaffung der „Arbeitskommune des Gebietes der Wolgadeutschen" und der 6 Januar 1924 als Tag der Proklamierung der .Autono­men Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen" Eine derartige Einteilung der Entwicklung m Phasen ist problematisch Sie berücksichtigt die tatsächlichen Gegebenheiten nicht Mit der Veröffentlichung des Dekrets über die Schaffung der „Arbeitskommune" haben sich die Lebens- und Wirtschaftsbedingungen in den Ko­lonien nicht sofort geändert Es soll im Rahmen dieser Arbeit die Entwicklung des Gebietes der Wolgadeutschen bis zu dem Zeitpunkt verfolgt werden, an dem sowohl eine Bevölkerung und eine Regierung wie auch ein Gebiet geschaffen war, das als „Staatsgebiet" angesehen werden konnte Dieser Zeitpunkt wurde erst im Frühjahr 1919 mit der Zuordnung deutscher Kolonien aus dem Bestand der Gouvernements Samara und Saratov zur „Arbeitskommune" erreicht Der Bürgerkrieg war zu diesem Zeitpunkt auf dem Gebiet der Wolgadeutschen noch nicht beendet (VRANGEL' be­setzte im Sommer 1919 kurz Teile der Bergseite) und es kam auch noch 1921 zu Übergriffen auf deutsche Kolonien, aber von diesem Zeitpunkt an gab es ein deutsches Gebiet, für das eine deutsche „Regierung" zustandig war.

Die für die Erforschung dieser Zeit erforderlichen Archivbestande der ASSR der Wolgadeutschen sind bis heute völlig unzugänglich Eine über den Kulturattache der Botschaft Moskau geleitete, an das Staatsarchiv in Engel's/UdSSR gerichtete Anfrage vom 13 4 1982 blieb bis heute ohne Antwort Nicht viel besser ist es um Veröffent­lichungen aus der Wolgarepublik bestellt Die Lenin-Bibliothek Moskau hat zwar Veröffentlichungen allgemeiner Art zugänglich gemacht Veröffentlichungen der Wolgarepublik waren davon ausgenommen Die Antwort war „cannot be identified äs cited" oder „This item cannot be lent abroad nor can it be microfilmed".

Das Politische Archiv des Auswärtigen Amtes m Bonn hat in seinen Bestanden eine Reihe einschlägiger Akten, die ausgiebig benutzt werden konnten

Eine der wichtigsten nichtamtlichen Stellen, die sich mit Fragen des Rußland­deutschtums in der Vergangenheit befaßten, war die „Rußlanddeutsche Forschungs­stelle" des Deutschen Ausland-Instituts Stuttgart Der größte Teil von dessen Bestan­den wurde von US-Behörden nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in die USA gebracht und befindet sich z.Z. in verschiedenen Bibliotheken und Archiven Die wichtigste dieser Bibliotheken ist die Library of Congress (Washington, D.C.) Ein Teil der Bestände befindet sich m der Bibliothek der Columbia Umversity (New York City) Ein Teil der Bestände des Ausland-Instituts befindet sich bereits wieder im Bundesarchiv Koblenz und konnte dort eingesehen werden Darunter ist leider nicht die Zeitung „Nachrichten des Gebietskomitees der RKP (B) und des Vollzugs­komitees der ASSR der Wolgadeutschen", der eine Reihe von offiziellen Verlautba­rungen und Berichten hatte entnommen werden können.

Besonderer Dank gilt dem Berliner Landesarchiv und dem Evangelischen Zentralar­chiv m Berlin Das Berliner Landesarchiv machte mir Kopien von Augenzeugenbe­richten zugänglich, die m den 1950er Jahren von Richard LÖWENTHAL und seinen Mitarbeitern im Zuge der Recherchen über Ernst REUTER aufgezeichnet wurden Das Evangelische Zentralarchiv m Berlin erleichterte mir die Arbeit, indem es die Benutzung einiger seiner Akten m den Räumen des Bayerischen Hauptstaatsarchivs m München ermöglichte Im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München konnten Ak­ten eingesehen werden, die zur Klarung der Frage nach der Behandlung rußland­deutscher Knegsgefangener in Deutschland beigetragen haben.

Dank gilt auch Frau Pastorin STOLDT für die Benutzungserlaubnis der Sammlung der „Kirchlichen Gemeinschaft der evangelisch-lutherischen Deutschen aus Ruß­land e.V." in Kassel.

Oft und ausgiebig wurden die Bayerische Staatsbibliothek und die Bibliotheken des Osteuropa-Instituts München und des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stutt­gart benutzt. Ein großer Teil der gedruckten Quellen mußte über die Fernleihe aus dem In- und Ausland besorgt werden. Dafür gilt mein Dank den Mitarbeitern des Fernleihamtes der Universität München.

Mein besonderer Dank gilt meinem akademischen Lehrer Prof. Dr. Peter BARTL und Prof. Dr. Horst GLASSL (beide München), die diese Arbeit betreut und ihren Fortgang durch viele wertvolle Hinweise und kritische Ratschläge immer wieder ge­fördert haben.


1 KLAUS Priloženie, S. 1-8.

2 A. KLAUS Naši kolonii. Opyty i materialy po istorii i statistike inostrannoj kolonizacii v Rossii. Vypusk I. S priloženiem Sanktpeterburg 1869.

3 Erschienen in Saratov 1908.

4 ZINNER Nemcy, S. 18.

5 D. SCHMIDT, S. 372, Anm. 1.

6 Beiträge.

7 Ebenda, S. 28.

8 D. SCHMIDT.

9 KÖNIG.

10 STUMPP S. 29-41.

11 Unsere Wirtschaft (1923).

12 Jahre.

13 Narodnyj komissariat.

14 Das dem Verfasser bekannte Exemplar wurde seinerzeit mit dem Stempel „Vertretung der Russ. Soc. Föd. Sowjet-Republik in Österreich" versehen und als Präsent weitergegeben.

15 Gosplan.

16 Ot redakcii, in: ebenda, Nr. 1.

17 Énciklopedija. Tom 41, S. 593-604.

18 MINC Oktjabr', S. 385-418.

19 DERS. Vojna.

20 Sozdanie nacional'noj gosudarstvennosti narodov Povolž'ja, in: ebenda, S. 362-397.

21 ZACHAROV.

22 O vnesenii izmenenij v ukaz Prezidiuma Verchovnogo Soveta SSSR ot 28. avgusta 1941 goda „O pereselenii nemcev, proživajuščich v rajonach Povolž'ja", in: Vedomosti Verchovnogo Soveta SSSR (1964) Nr. 52, S. 592; Sbornik zakonov SSSR. Tom 1. Moskva 1975, S. 82-83.

23 MAI Band 1, S. 2.

24 FLEISCHHAUER S. 311.

25 HOLLMANN S. 31.

26 MATTERN S. 37.

27 EIRICH.

28 HEIM.

29 OSERANER.

30 Heimatliche Weiten.

31 KEIL Weiten, S. 16.

32 EKKERT.

33 LENIN PSS. Tom 37, S. 730.

34 Es ist veröffentlicht in: Dekrety. Tom 3, S. 100-101.

35 LENIN PSS. Tom 37, S. 701.

36 Ebenda, S.702.

37 LENIN Chronika. Tom 5, S. 669; tom 6, S. 172.

38 Dekrety. Tom 3, S. 438-439.

39 BUCHSWEILER.

40 BOKAREV S. 220-233.

41 SCHLEUNING Not; DERS. Kampf, und zahlreiche Artikel in Zeitungen und Zeitschriften.

42 LÖBSACK.

43 BOJE.

44 ROEMMICH.

45 SCHEIBERT Kolonien.

46 Nansen-Hilfe des Völkerbundes, American Relief Administration unter der Leitung von HERBERT HOOVER, Hungerhilfe des Deutschen Roten Kreuzes, Päpstliches Hilfswerk für Rußland u.a.

47 Berichte über die Nansen-Hilfe (z. B. Compte) wurden vom Völkerbund in Genf in mehreren Sprachen veröffentlicht. Aus der Literatur über die American Relief Administration seien hier genannt: EDMONDSON; WEISSMANN; über die Hilfsaktionen des DRK berichtete der Arzt OTTO FISCHER in der Halbmonatsschrift des Deutschen Ausland-Instituts Stuttgart.

48 BIER; MARESCH; DUMMLER; WM; DLR; DPO; NR.

49 Auslanddeutsche 6 (1923) S. 56.

50 SCHULZE-MÖLKAU S. 12.

51 Berlin 1924-1932.

52 Die in den USA entstandene Arbeit von ALEXANDER MRDJENOVIC (The Volga-German Ge­meinschaft and Pohtical Autonomy amidst Domestic Turmoil, 1914-1922) blieb mir unzugänglich.

53 BARTLETT.

54 SCHULZE-MÖLKAU S. 43.

55 FLEISCHHAUER Genese.


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

9

1. Wirtschaftliche Lage der Wolgakolonien

19
     a) Bevölkerung 19
     b) Landwirtschaft 20
     c) Industrie und Handwerk 25

2. Politische Entwicklung der Kolonien und ihre Repräsentanten

28
     a) Presse 28
     b) Wirtschaft und lokale Behörden 30
     c) Politisch-parlamentarische Repräsentanten 32
     d) Linke Gruppen 34
     e) Wachsendes Nationalbewußtsein 37

3. Autonomiebewegung im Jahre 1917
40
     a) Wirtschaftliche Lage im Wolgagebiet 40
     b) Nationale Frage im Wolgagebiet 42
     c) Beginn der deutschen Autonomiebewegung im Jahre 1917 43
         1. Autonomiebestrebungen in der Ukraine 43
         2. Moskauer Kongreß im April 1917 45
         3. Von der Versammlung der Kreisbevollmächtigten der Wolgakolonien bis zur Wahl zur Konstituante 46

4. Machtergreifung im Wolgagebiet 1917-1918
52
     a) Anfänge der Sowjetmacht 52
     b) Übergriffe auf deutsche Kolonien 57
     c) Vertreter der deutschen Bevölkerung Ende 1917-Anfang 1918 62
         1. Wolgadeutsches Zentralkomitee 64
         2. Warenburger Konferenz 66
         3. Bund der Sozialisten des deutschen Wolgagebietes 70

5. Kolonisten in der Politik des Deutschen Reiches
72
     a) Siedlungspläne 72
     b) Verhandlungen in Brest-Litovsk 78
     c) Gesandtschaft Moskau und Schutzscheinfrage 83
     d) Kolonisten in der Ukraine und in Bessarabien und das Deutsche Reich 92
     e) Entscheidung über die Zukunft der Kolonisten 104

6. Aufbau der Wolgadeutschen Autonomie
108
     a) Von der Revolution zum Bürgerkrieg 108
     b) Kommissariat für deutsche Angelegenheiten an der Wolga 114

Schlußbemerkungen
131

Anhang: Dokumente
133

1. Projekt eines nationalen Zusammenschlusses aller Wolgakolonisten zu ei­ner selbständigen Wolga-Republik im russischen Föderationsstaat
133

2. Zirkular an alle Räte der Arbeiter und Bauern in den deutschen Kolonien des Wolgagebietes
134

3. Allgemeines Statut des Kommissariats für deutsche Angelegenheiten an der Wolga
135
     a) Russischer Text 135
     b) Deutsche Übersetzung 136

4. Leitsätze für die Organisation einer Föderation der Arbeiter- und Bauern-räte der deutschen Kolonien im Wolgagebiet vom 7. Mai bzw. 30. Juni 1918
137

5. Beschluß des Rates der Volkskommissare über Kontributionen, Konfiska­tionen und Requisitionen von Getreide unter den deutschen Kolonisten an der Wolga
138
     a) Russischer Text 138
     b) Deutsche Übersetzung 139

6. Dekret über die Autonomie des Gebietes der Wolgadeutschen
140
     a) Russischer Text, Fassung I 140
     b) Russischer Text, Fassung II 142
     c) Deutsche Übersetzung 144

7. Beschluß des Rates der Volkskommissare vom 27. März 1919
146
     a) Russischer Text 146
     b) Deutsche Übersetzung 146

8. Beschluß des Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten über die Ausgliederung eines besonderen Gebietes „Arbeitskommune der Deutschen des Wolgagebietes" aus dem Bestand der Gouvernements Sa­mara und Saratov
147
     a) Russischer Text 147
     b) Deutsche Übersetzung 148

9. Memorandum an Graf Mirbach
149

10. Eingabe Walter Boje an Mirbach, Saratov, 16. Juni 1918
151

11. Čičerin an Graf Mirbach, Moskau 23. Juni 1918
154
     a) Faksimile des Originals 154
     b) Deutsche Übersetzung 155

12. Passierschein
156

13. Schutzschein
157

Abkürzungsverzeichnis
159

Quellen- und Literaturverzeichnis
161
     a) Archivmaterialien 161
     b) Literatur 162
     c) Periodica 169

Register
171