Sitten und Bräuchen der Wolgadeutschen
Wetter-Kennzeichen.

     Geht die Sonne am heitern Himmel rot unter, so ist im allgemeinen für den nächsten Tag gutes Wetter zu erwarten.

     Hat die Sonne bei ihrem Untergang ein mehr gelbes, tupferartiges blasses Ansehen und geht sie hinter Wolken unter, so wird es am andern Tag wahrscheinlich regnen.

     Ist die Sonne vor Ihrem Untergang von einem Wolkenstreifen so bedeckt, dass sie über und unter denselben hinwegsieht, so deutet dieses auf Regen für den nächsten Tag.

     Ist im Sommer der Sonnenaufgang hell und rot, und zeigt die Sonne nachher einen hellen weißen Schein oder steigt der Nebel, von der Sonne angezogen, in die Höhe, so regnet es meistens noch am gleichen Tag.

     Steigen aus den Wäldern nebelige Dünste auf (im Volkmund: der Wald raucht), oder bleiben die Nebel auf bewaldeten Höhen hängen, so ist längere Regenzeit zu erwarten.

     Geht die Sonne hinter Wolken auf und kommt erst spät hervor, so ist für diesen Tag gutes Wetter.

     Abendrot gut Wetter bot, Morgenrot mit Regen droht.

     Ein Hof um den Mond bedeutet dann Regen oder Schnee, wenn derselbe recht groß und deutlich zu sehen ist.

     Gutes Wetter bedeutet: das umherflattern der Fledermäuse, das Emporsteigen und Hochschweben der Lerchen und namentlich Schwalben, das häufige Summen der Rosskäfer abends, das Leuchten und Glänzen der Johanniswürmchen und das Quaken der Frösche, wenn Spinnen fleißig im Freien arbeiten, wenn der Rauch senkrecht ansteigt.

     Wenn die Schnaken in der Luft spielen oder tanzen, ist andern Tags stets gutes Wetter in Aussicht.

     Gutes Wetter verkündet auch der Tau, besonders wenn er häufig und stark fällt und lange liegen bleibt, ferner der Nebel, wenn er sinkt oder dick über Flüssen, Bächen und Wiesen nach Sonnenuntergang ruht, dagegen steht Regen bevor, wenn der Nebel langsam steigt, ohne sich bald zu verziehen.

     Regenwetter tritt ein: Wenn Schwalben niedrig fliegen oder Raben oder Elstern viel schreien, ebenso wenn Haushähne, häufiger als sonst und zu ungewöhnlicher Zeit rufen, wenn Hunde Gras fressen, wenn Bienen nicht weit von ihrem Stock fliegen.

     Hören die Vögel gleichzeitig zu singen auf, so ist Regen und Gewitter wahrscheinlich. Picken die Vögel an ihren Federn herum oder fliegen sie zu ihren Nestern, so ist Regen in Aussicht.

     Papageien und Kanarienvögel sind am Vorabend eines Sturmes besonders lebhaft und beschäftigen sich viel mit ihrem Federkleid.

     Schreit der Pfau, bevor er sich zur Ruhe begibt, anhaltend, so ist regen zu erwarten.

     Langes und lautes Singen der Rotkehlchen am Morgen deutet auf Regen, außerdem pflegen sich diese Vögel bei nahendem Sturme auf die höchsten Zweige der Bäume zu setzen.

     Die Haustiere, unter ihnen besonders das Geflügel, zeigen vor einem Gewitter eine merkliche Unruhe.


Friedensboten-Kalender auf das Jahr nach Ch. Geburt 1908, S. 38-39.

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